Süddeutsche Zeitung

Gesundheit:Die Gesundheit der Weekend-Warriors 

Ausdauersport verlängert das Leben. Aber ist es auch gesund, an den Wochenenden besonders intensiv zu trainieren, wenn es unter der Woche nicht regelmäßig klappt? 

Von Werner Bartens

Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, gesund zu bleiben und länger zu leben. Unbestritten ist vor allem der Nutzen von Ausdauersport. Diskussionen gibt es allerdings immer wieder über die optimale Dosis. Während es nach herkömmlicher Ansicht von Ärzten und Sportmedizinern am besten für die Gesundheit ist, mindestens dreimal pro Woche 50 Minuten oder länger zu laufen, zu schwimmen, Rad zu fahren oder zu rudern, gab es in jüngster Zeit Hinweise, dass kürzere Trainingseinheiten ähnlich gesund sein könnten. So entstand der Begriff des "Weekend-Warriors", der sich in seiner kargen Freizeit nur ein- oder zweimal am Wochenende - dafür aber umso intensiver - verausgabt.

Ein internationales Forscherteam hat nun verglichen, ob sich der intensivere Sport ein- oder zweimal am Wochenende, der sich auf 75 bis maximal 150 Minuten addiert, genauso positiv auf die Gesundheit auswirkt wie das mehrmalige Training pro Woche, bei dem die aktive Zeit 150 bis 300 Minuten beträgt. Im Fachmagazin Jama Internal Medicine zeigen die Wissenschaftler um Mauricio dos Santos von der Universität São Paulo, dass die beiden Trainingsansätze kaum einen Unterschied machen.

Je kürzer die Trainingsdauer währt, desto höhere Intensitäten sollten erreicht werden

Mehr als 350 000 Freiwillige im Durchschnittsalter von 41 Jahren nahmen an der Studie teil. Im Verlauf von zehneinhalb Jahren starben fast 22 000 von ihnen, darunter knapp die Hälfte an Herz-Kreislauf-Leiden oder Krebs. Im Vergleich zu der Kontrollgruppe, die körperlich inaktiv war, sank das Sterblichkeitsrisiko durch beide Trainingsformen um acht bis 15 Prozent. Auch die Wahrscheinlichkeit, an Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben, war in beiden aktiven Gruppen ähnlich stark verringert.

"Wer sich in der von uns untersuchten Intensität regelmäßig bewegt, profitiert davon, egal ob die Aktivität über die Woche verteilt ist oder auf wenige Tage am Wochenende konzentriert wird", schlussfolgern die Autoren. "Die Vorteile für die Gesundheit fallen offenbar ganz ähnlich aus." Dabei gibt es einen Zusammenhang zwischen der Dauer und der Intensität. Je kürzer die Trainingsdauer währt, desto höhere Intensitäten sollten erreicht werden, um den gleichen Effekt für die Gesundheit zu erreichen. Während also der Jogger, der drei- oder viermal pro Woche läuft, durch langsames Traben Herz, Kreislauf und Stoffwechsel stärken kann, ist dazu bei kürzeren Einheiten eine höhere Belastung nötig - bis zur totalen Verausgabung bei den zuletzt populär gewordenen Sekunden- oder Minuten-Work-outs.

In jüngerer Zeit wurden sogar das Eine-Minute-Training und der Vier-Sekunden-Work-out propagiert, die bei voller Belastung für kurze Zeit zu erstaunlichen Verbesserungen von Kreislauf und Stoffwechsel führten. Allerdings sind die kurzen Zeitangaben irreführend, denn für die intensive Belastung ist es notwendig, sich vorher gründlich warm zu machen. Zudem sollten die kurzen Extrembelastungen, wie mit voller Kraft in die Pedale eines Trimmrades zu treten, mehrmals am Tag wiederholt werden, um einen gesundheitlichen Nutzen davon zu haben.

Sportmediziner wie Martin Halle von der Technischen Universität München betonen zudem, dass die Unterschiede zwischen zwei, vier oder sechs Trainingseinheiten pro Woche für Freizeitsportler oftmals nur Nuancen ausmachen, was den positiven Effekt auf die Gesundheit angeht. Noch wichtiger, als Hobbyläufer dazu zu ermuntern, statt 30 nun 45 Minuten zu laufen, sei es, jene zu aktivieren, die sich bisher gar nicht regelmäßig bewegt haben. "Hier von null auf zehn oder 15 Minuten zu kommen, würde sehr viel für die Gesundheit bringen", sagt Halle.

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