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Speed:Die Illusion vom größer, weiter, höher

Speed ist wie Ecstasy vor allem in der Disco- und Party-Szene verbreitet. Allerdings ist seine Suchtgefahr höher. Der Dauerkonsum des Amphetamins hat weitreichende gesundheitliche Folgen.

Von Katrin Neubauer

Speed ist mit Ecstasy und Crystal Meth verwandt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Amphetamin.

Was ist Speed?

Speed, in der Szene auch "Pep" oder "Amphe" genannt, ist ein synthetisch hergestelltes Amphetamin. Es gehört zur Gruppe der Psychostimulanzien. 1930 kam es zunächst als Mittel gegen Schnupfen auf den Markt. In größeren Mengen wurde es erstmals im Zweiten Weltkrieg verwendet. Es sorgte für längere Wachzeiten der Soldaten in Kampfsituationen. Heute wird Speed meist als Pulver geschnupft. Sein Reinheitsgehalt liegt zwischen 10 und 80 Prozent. Amphetamine können aber auch als Tabletten eingenommen oder, in Wasser aufgelöst, gespritzt werden.

Was passiert im Körper und im zentralen Nervensystem?

Speed wirkt im Hirn auf den Sympathikus, der die Handlungsbereitschaft erhöht. Es versetzt den Organismus in einen Alarmzustand, in dem alles auf "Kampf oder Flucht" ausgerichtet ist. Dabei werden im Gehirn die Botenstofe Dopamin und Noradrenalin freigesetzt. Bei geringer Dosierung empfinden Konsumenten eine entspannte Aufmerksamkeit und Stärke. Im Körper erweitern sich die Bronchien. Der Puls rast, Blutdruck und Körpertemperatur steigen an.

Wie wirkt Speed nach der Einnahme?

Wacher, stärker, leistungsfähiger zu sein - dieses Gefühl vermittelt Speed. Es erzeugt kurzfristig eine starke Euphorie, wirkt sexuell stimulierend und enthemmend. Konsumenten spüren weder Hunger, Durst, noch Müdigkeit. Gleichzeitig steigert es das Selbstbewusstsein, den Bewegungs- und Rededrang. Eine wichtige Rolle bei der Wirkung spielen Dosierung, innere Verfassung und äußere Einflüsse. Ein Speed-Trip in den eigenen vier Wänden kann sich völlig anders anfühlen als in einer Techno-Disco.

Welche gesundheitlichen Folgen kann Speedkonsum haben?

Zu den unangenehme Nebenwirkungen zählen Schwitzen und Frösteln, ein trockener Mund, Zittern und Muskelkrämpfe. Lebensbedrohliche Folgen können Hitzestaus mit der Gefahr eines Kreislaufkollapses, akutes Nierenversagen, Schlaganfall und Herzinfarkt sein. Manchmal stellen sich Gereiztheit, Aggressionen, Unruhe, depressive und paranoide Gefühle ein. Schwerwiegende psychische Nebenwirkungen sind Halluzinationen und Bewusstseinseintrübungen, die bis zum Koma führen können.

Ständiger Konsum schwächt das Immunsystem. Die Folge sind häufige Infekte. Dauerkonsumenten leiden außerdem oft unter erhöhtem Blutdruck, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, aggressiven Ausbrüchen und Depressionen.

Wie hoch ist das Abhängigkeitpotenzial?

Regelmäßiges Schnupfen kann zu einer schweren psychischen Abhängigkeit führen. Die Dosis muss permanent erhöht werden, um den erwünschten Effekt zu erzielen. Der Entzug ist allerdings nicht so schwer wie beim Heroin. Typische Entzugserscheinungen sind häufiges Einschlafen, schwere Störungen des Schlaf-/Wachrhythmus, Lethargie, Depressionen, Stimmungsschwankungen, Zappeligkeit und Essstörungen, die zum schnellen Zunehmen führen können. Die vollständige Erholung des Transmittersystems im Gehirn, das durch die Droge geschädigt wurde, dauert Medizinern zufolge etwa anderthalb Jahre.

(Quellen: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Fachverband Sucht e.V., Bezirkskrankenhaus Bayreuth)

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