Schwangerschaft:Folsäure senkt Autismus-Risiko

Schwangeren werden jede Menge Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Viele sind überflüssig. Nicht so die Folsäure. Sie hat möglicherweise mehr Vorteile als bisher angenommen.

Nehmen Frauen kurz vor und zu Beginn der Schwangerschaft Folsäure-Präparate, haben ihre Kinder später ein geringeres Autismus-Risiko. Bislang wird Schwangeren zusätzliche Folsäure empfohlen, um das Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen wie den offenen Rücken (Spina bifida) zu reduzieren. Außerdem könnte zusätzliche Folsäure (Vitamin B9) in der Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit für einige Tumorarten in den ersten Lebensjahren des Kindes senken.

Den Zusammenhang zwischen Folsäure-Präparaten und einem geringeren Autismus-Risiko der Kinder leiten nun Forscher um Camilla Stoltenberg vom Norwegian Institute of Public Health in Oslo aus einer Studie mit mehr als 85.000 Frauen und ihren Kindern ab. Die Kinder wurden zwischen 2002 und 2008 geboren (Jama, Bd. 309, S. 570, 2013). Von den Frauen hatten gut 61.000 angegeben, Folsäure zu nehmen. Die übliche Dosis der Präparate liegt bei höchstens 400 Mikrogramm pro Tag. Bei 64 Kindern (0,1 Prozent) dieser Mütter wurde später Autismus diagnostiziert. Gut 24.100 Mütter hatten keine Folsäure genommen, von deren Kindern erkrankten 50 (0,21 Prozent) an Autismus.

Die Autoren betonen, aus ihrer Studie lasse sich kein ursächlicher Zusammenhang ableiten. Zudem ist die Zahl der Krankheitsfälle mit 114 insgesamt recht klein. Dennoch unterstützten ihre Ergebnisse die Aussage, wonach Folsäure-Präparate, die vier Wochen vor und in den ersten acht Wochen der Schwangerschaft genommen werden, das Autismus-Risiko der Kinder senken. Nahmen die Frauen die Ergänzungsmittel hingegen erst in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft, zeigten sie keinen schützenden Effekt.

Folsäure benötigt der Körper unter anderem zur Bildung der Erbsubstanz und nimmt sie auch über die Nahrung auf. Sie ist zum Beispiel in Hülsenfrüchten und Eiern enthalten. Für Nichtschwangere reicht das aus. Wer außerhalb einer Schwangerschaft zusätzlich Folsäure nimmt, steigert womöglich sogar sein Risiko für manche Krebsarten.

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