Schokolade:Prüfer finden in Adventskalendern geringe Mengen Mineralöl

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Ist der Nikolaus schuld? Das zumindest war die Theorie eines FDP-Abgeordneten, doch der Fall der verschwundenen Adventskalender konnte mittlerweile geklärt werden. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit hat Schokoladen-Adventskalender auf Schadstoffe untersucht. Die Konzentrationen sind in den meisten Fällen unbedenklich. Der Discounter Norma nimmt betroffene Produkte dennoch aus dem Handel.

Von Marlene Weiß

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit (LGL) hat angesichts der nahenden Adventszeit verschiedene Schokoladen-Adventskalender auf Mineralöl-Bestandteile untersucht. Dabei fanden sich in allen fünf untersuchten Produkten Rückstände von sogenannten gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH). In drei der fünf Produkte - zwei des Herstellers Rübezahl, eines vom Discounter Netto - fanden die Prüfer zudem geringe Konzentrationen von aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH). "Der Verzehr von Adventskalenderschokolade gibt auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse und Erkenntnisse nach Auffassung des LGL keinen Anlass zur Besorgnis", betonte das Amt auf seiner Internetseite. Dennoch hat der Lebensmittel-Discounter Norma zwei der betroffenen Kalender des Herstellers Rübezahl aus dem Handel genommen. Kunden können bereits gekaufte Produkte in Norma-Filialen zurückgeben.

Tierversuche haben gezeigt, dass MOSH Schäden in Leber und Lymphknoten verursacht, auch bei Menschen wird dies vermutet. MOAH steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Beide Stoffe tauchen in Nahrungsmitteln immer wieder auf. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA schätzt, dass ein Mensch in Europa etwa 0,03-0,3 Milligramm MOSH und 0,006-0,06 Milligramm MOAH pro Kilogramm Körpergewicht am Tag zu sich nimmt.

"Aromatische Kohlenwasserstoffe sind in Lebensmitteln unerwünscht"

Vergleicht man diese Werte mit den gemessenen Rückständen von maximal 0,7 Milligramm MOAH und 13,6 Milligramm MOSH pro Kilogramm Schokolade, wird klar, dass die zusätzliche Belastung überschaubar ist: Selbst ein leichtes Kind müsste Schokolade aus mehreren Adventskalendern auf einmal essen, um die übliche Tagesbelastung nennenswert zu steigern.

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Trotzdem können Mineralöl-Verunreinigungen in Lebensmitteln problematisch sein. Bereits 2012 hat die Stiftung Warentest ähnliche Ergebnisse wie das LGL publiziert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) reagierte damals in einer Stellungnahme: "Der Anteil an der Hintergrundbelastung ist zwar gering, dennoch sind aromatische Kohlenwasserstoffe in Lebensmitteln unerwünscht, weil von einem krebserregenden Potenzial der Substanzen ausgegangen werden muss." Der Test zeigte, dass sich die aromatischen Kohlenwasserstoffe (MOAH) und gesättigten Kohlenwasserstoffe (MOSH) nicht in allen Produkte gleichermaßen auftauchen. Zu dem selben Ergebnis kommen nun auch der Test der bayerischen Prüfer.

Offenbar sind Rückstände also vermeidbar. Bislang ist nicht ganz klar, wie Schadstoffe in die Schokolade gelangt sind. In vielen Fällen verdächtigen die Prüfer Kartonverpackungen. Für die MOAH-Spuren allerdings ist diese Erklärung ausgeschlossen, da die Verpackungen keine aromatischen Kohlenwasserstoffe enthält. Gleiches gilt für MOSH: Die Druckfarben waren mineralölfrei, teils war die Schokolade sogar eingewickelt oder durch eine Zwischenlage von der Kartonverpackung getrennt. Das zeige, dass sich die Hersteller der Problematik bewusst geworden sind, schreibt das LGL. Die Spurensuche aber geht weiter.

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