Schmerzen bei der Impfung:Die Spritze versüßen

Baby wird geimpft

Eine Impfung kann Schmerzen bereiten. Doch einfache Mittel lindern die Pein offenbar.

(Foto: dpa)

Zuckerwasser soll Babys während einer Injektion beruhigen. In einer großen Studie haben Forscher nun untersucht, wie hilfreich die süßen Tropfen sind.

Von Katrin Blawat

Ein paar Tropfen Zuckerwasser lassen Babys bei einer Impfung oder Blutentnahme weniger weinen - und vermutlich auch weniger Schmerzen empfinden. Diesen Effekt der süßen Flüssigkeit haben nun jordanische Forscher um Manal Kassab von der Jordan University of Science and Technology in Irbid bestätigt (Cochrane Database of Systematic Reviews, online).

Sie werteten 14 Studien mit insgesamt 1551 gesunden Kindern zwischen einem und zwölf Monaten aus. Babys, die kurz vor einer Injektion oder einer ähnlichen Behandlung eine Zuckerlösung kosten durften, weinten weniger als Kinder, die nur Wasser erhielten. Bereits zuvor hatte eine Metaanalyse gezeigt, dass Zuckerwasser die Schmerzen von jüngeren, höchstens vier Wochen alten Säuglingen lindern kann. Bei älteren Kindern zwischen einem und 16 Jahren scheint sich die Süßigkeit hingegen kaum auf die empfundenen Schmerzen auszuwirken.

Die Autoren der aktuellen Studie verweisen jedoch auch auf Mängel ihrer Untersuchung. So nutzten die 14 Studien unterschiedliche Methoden, um den Schmerz der Kinder zu messen. Daher konnten Kassab und sein Team nur in Bezug auf die Dauer des Weinens eine eindeutige Aussage treffen.

Ob Zuckerlösungen den Schmerz des Einstichs wirklich mindern, lasse sich hingegen noch nicht mit Gewissheit sagen. Ihre Ergebnisse seien aber vielversprechend. Auch der Zeitpunkt, zu dem die Babys das Zuckerwasser erhalten hatten, und die Konzentrationen der Lösungen schwankten stark. Zwar gibt es Hinweise, wonach der süße Trost nach zwei Minuten am besten wirkt. Sinnvoll scheint es zudem zu sein, die Zuckerlösung auf einen Schnuller statt direkt in den Mund zu träufeln. Konkrete Empfehlungen wollen die Forscher aus diesen Hinweisen aber noch nicht ableiten.

Warum die zuckrige Lösung die Kinder beruhigt, ist ebenfalls nicht restlos geklärt. Möglicherweise veranlasst die Süße den Körper, schmerzlindernde Stoffe freizusetzen. Oder die Flüssigkeit führt durch den Kontakt mit Geschmackssensoren direkt zu mehr Wohlbefinden. Um dieses während medizinischer Eingriffe zu steigern, haben sich in früheren Studien auch andere Tricks bewährt, etwa wenn das Kind währenddessen gestillt wird oder einen Schnuller bekommt. Auch Wärmestrahler können helfen. Ablenkungen in Form von Spielzeug wirken kurz vor und nach einer Injektion offenbar besser als während des Eingriffs selbst.

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