Saarbrücken (dpa/lrs) - Dem Saarland stehen weitere Wochen im harten Lockdown bevor. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden bis zum 31. Januar verlängert und teilweise sogar noch verschärft, wie der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans nach Beratungen mit Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU) und seinen Amtskollegen am Dienstag ankündigte.
Das bedeutet: Der Einzelhandel mit Ausnahme von Geschäften des täglichen Bedarfs ist weiterhin dicht - ebenso wie die Gastronomie sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Verschärft werden die Kontaktbeschränkungen: Künftig sind private Zusammenkünfte nur noch im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstandes mit maximal einer weiteren Person gestattet. Bislang durften fünf Personen aus zwei Hausständen zusammenkommen. „Das ist sehr hart. Das heißt im Grunde: Man bleibt wirklich am besten unter sich in seiner eigenen Familie, im eigenen Haushalt“, so Hans. Eine weitere Person sei nur deshalb erlaubt, weil man vermeiden wolle, dass es gerade für Alleinstehende zu Einsamkeit komme.
Die neue Regelung bezeichnete der Ministerpräsident als „eine erhebliche Belastung“, die aber notwendig sei, um zu verhindern, „dass eine dritte Welle auf uns zukommt“. Eine mutierte Variante des Coronavirus, die in Großbritannien und Südafrika grassiere und auch in Irland zu erheblichen Anstiegen der Fallzahlen geführt habe, bedeute „eine neue, nicht kalkulierbare Bedrohung“.
In solchen Situationen könne man grundsätzlich unter zwei Wegen wählen: Dem abwartenden, dass man zunächst schaue, wie sich die Infektionszahlen tatsächlich entwickelten und dann Entscheidungen treffe, und dem sehr viel vorsichtigeren Weg. Bei ihm ramme man schon jetzt Pflöcke ein, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen an Corona sterben und es zur Überlastung des Gesundheitssystems kommt. „Wir haben uns für den vorsichtigeren Weg entschieden“, sagte Hans. Dies sei „der schwerere, der schmerzlichere Weg, der weitere Beeinträchtigungen persönlicher Freiheiten bedeutet.“
Auch an den Schulen und Kitas wird der Lockdown bis Ende Januar verlängert - die Präsenzpflicht bleibt ausgesetzt. Es werde nun in der Landesregierung beraten, wie das umgesetzt werden solle. Kinder sollten nur restriktiv in die Betreuungsmöglichkeiten vor Ort gegeben werden, appellierte der Ministerpräsident. Als gute Nachricht, die Eltern auch entlasten werde, bezeichnete Hans die Aufstockung der Kinderkrankenscheintage um zehn zusätzliche Tage beziehungsweise 20 für Alleinerziehende.
Ziel sei weiterhin die Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Zahlen seien immer noch zu hoch, sagte Hans. Und man wisse nicht, wie sich die Feiertage ausgewirkt haben. Der Lockdown könne aber erst beendet werden, wenn die Inzidenz auf 50 Neuinfektionen auf 100 000 Menschen in sieben Tagen gesunken sei. Am Dienstag lag dieser Wert im Saarland bei 126.
Die seit Mitte Dezember geltenden Lockdown-Maßnahmen waren ursprünglich bis zum 10. Januar beschlossen worden. Man habe sich auch darauf verständigt, dass in Landkreisen mit hohen Corona-Infektionszahlen weitere Maßnahmen zur Einschränkung des Bewegungsradius auf 15 Kilometer um den Wohnort ergriffen werden sollen. Gelten soll dies für Landkreise mit einer 7-Tages-Inzidenz von über 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern - sofern kein triftiger Grund vorliegt. Im Saarland sei aktuell kein Landkreis davon betroffen, sagte Hans.
Zwar könne er nicht versprechen, dass es durch die Verschärfung der Maßnahmen schnellstens zu deutlich besseren Zahlen komme. Aber im Gespräch mit Wissenschaftlern am Tag zuvor habe er erfahren, dass es eine Chance gebe, auch das exponentielle Absenken der Infektionszahlen zu erreichen, „wenn wir jetzt sehr beherzt vorgehen.“