Süddeutsche Zeitung

Rückgang der Organspendezahlen:Ärzte engagieren sich immer weniger für Transplantationen

Seit den Transplantationsskandalen ist die Zahl der Organspender drastisch zurückgegangen. Das liege aber nicht an einer gewachsenen Skepsis in der Bevölkerung, sagt der Eurotransplant-Chef Meiser der SZ. Vielmehr fehle es bei den Ärzten an Bereitschaft, sich noch für Organspenden einzusetzen.

Von Christina Berndt

Grund für das Absinken der Organspendezahlen ist weniger die geringe Spendebereitschaft der deutschen Bevölkerung als vielmehr die gesunkene Bereitschaft von Ärzten, sich noch für die Organspende zu engagieren.

In der vergangenen Woche hatte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) gemeldet, dass die Zahl der Organspender einen historischen Tiefststand erreicht hat. Es gab im Jahr 2013 nur noch 876 Organspender. Das ist im Vergleich zum Vorjahr (1046 Spender) ein Minus von 16,3 Prozent. Der Rückgang der Spenderzahl sei allerdings vor allem darauf zurückzuführen, dass Ärzte zuletzt erheblich weniger potenzielle Spender an die DSO gemeldet haben. Das sagte Bruno Meiser, Präsident der Organ-Vermittlungsstelle Eurotransplant und Leiter der Transplantationsmedizin am Münchner Klinikum Großhadern, der Süddeutschen Zeitung.

Erst durch eine solche Spendermeldung wird eine Organspende möglich. So hatte die Zahl der Spendermeldungen in den vergangenen Jahren noch stabil bei fast 1900 pro Jahr gelegen; 2012 gab es dann aber bereits einen ersten großen Einbruch, 2013 sank die Zahl dann um ganze 14 Prozent auf 1370 ab. Der Rückgang der Organspender sei "also fast vollständig" mit dem Rückgang der Spendermeldungen zu erklären", sagt Meiser.

Dass die Bevölkerung der Organspende skeptischer gegenüberstehe, sei aus den Zahlen dagegen "nicht ersichtlich". Die Zustimmungsquote der Angehörigen blieb mit rund 60 Prozent über die ganzen Jahre relativ stabil.

Um die Situation zu bessern, müssten also nicht Organspendeausweise verschickt werden, meint Meiser. Vielmehr müssten in jeder Klinik mit Intensivstation speziell ausgebildete Transplantationsbeauftragte arbeiten, die sich für die Organspende starkmachen. Ursache der skeptischen Haltung der Ärzte sei der Transplantationsskandal, meint der Chirurg. Seit Mitte 2012 war bekannt geworden, dass Ärzte an fünf deutschen Universitätsklinika Patientendaten manipuliert hatten, um ihre eigenen Patienten zu bevorzugen.

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