Rotaviren:Wie effektiv die Impfung ist

Seit wenigen Tagen wird auch in Deutschland eine Impfung gegen das Rotavirus offiziell empfohlen. Neue Daten aus den USA zeigen, wie breit der Schutz durch die Immunisierung ist.

Von Berit Uhlmann

Heftiger Durchfall und Erbrechen, manchmal auch Fieber und Schmerzen: So macht sich in der Regel bei Babys und Kleinkindern eine Rotaviren-Infektion bemerkbar. Jährlich werden in Deutschland 20.000 Kinder in ein Krankenhaus eingewiesen, weil sie auf Grund der Erkrankung zuviel Flüssigkeit und Mineralstoffe verlieren. Etwa 50 Kinder pro Jahr müssen auf Intensivstationen behandelt werden, bilanziert die Ständige Impfkommission (Stiko). Todesfälle sind nur sehr selten.

Dieser Tage hat Stiko ihre Empfehlungen erweitert, und rät allen Eltern, ihre Säuglinge mit einer Schluckimpfung vor den Rotaviren zu schützen.

Wie effektiv dieser Schritt sein kann, zeigen Daten, die Mediziner der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC am Dienstag veröffentlichten (Jama, online). In den USA wurde die Impfung 2006 eingeführt. Von 2008 an sank die Zahl der Kinder, die wegen der Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten, deutlich. Bei Kindern unter fünf Jahren lag die Rate in den Jahren 2008 bis 2010 um 80 Prozent niedriger als in den Jahren vor Einführung der Impfung.

Auch ältere Kinder und junge Erwachsene bis 24 Jahre litten nach Einführung der Immunisierung seltener an schweren Verläufen. Je nach Alter nahm die Rate zwischen 70 bis 53 Prozent ab.

Da die Rotavirenerkrankung nicht immer erkannt und oft nur als unspezifische Gastroenteritis diagnostiziert wird, bezogen die Forscher auch diese Diagnose in den Vergleich ein. Dabei zeigte sich ebenfalls eine signifikante Abnahme der Krankenhauseinweisungen bis zum Alter von 44 Jahren.

Ob die geringere Komplikationsrate bei ungeimpften älteren Kindern und Erwachsenen auf die Schluckimpfung der Babys zurückgeht, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Dennoch gehen die Forscher offensichtlich von einem indirekten Schutz auch für Ungeimpfte aus. Die Impfung kleiner Kinder verhindere nicht nur, dass sie erkranken, sondern auch, dass sie das Virus an Geschwister und Eltern übertragen und habe so einen sehr breiten Effekt, sagte Studienautor Ben Lopman. Auch die Stiko hält es aufgrund internationaler Erfahrungen für wahrscheinlich, dass die Impfung der Kleinsten einen Schutz für weite Teile der Bevölkerung bietet.

Laut Robert-Koch-Institut hält der Impfschutz etwa zwei bis drei Jahre an. Ältere Kinder und Erwachsene müssten sich daher durch Hygiene, vor allem regelmäßiges Händewaschen, schützen. Bei ihnen sind schwere Verläufe jedoch seltener.

Die Impfung ist gut verträglich, es bestehe allerdings "ein möglicherweise geringfügig erhöhtes Risiko" für Darmeinstülpungen, so das Robert-Koch-Institut. Auf 100.000 geimpfte Kinder kommen ein bis zwei, die an dieser Komplikation leiden; sie ist mit schweren Bauchschmerzen, Erbrechen und blutigem Stuhl verbunden. Da das Risiko mit dem Alter der Impflinge zunimmt, sollte so früh wie möglich mit der Schluckimpfung begonnen werden. Ab dem Alter von sechs Wochen kann die erste Impfung verabreicht werden, vier Wochen dann die zweite Dosis. Je nach verwendeten Impfstoff kann weitere vier Wochen später noch eine dritte Gabe nötig sein. Insgesamt sollte die Imfpserie bis zum Ende der 32. Lebenswoche abgeschlossen sein.

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