Rheumatische Herzerkrankung:Unterschätzter Killer

1,4 Millionen Menschen sterben jährlich an rheumatischen Herzerkrankungen, vor allem in Asien und Afrika. Dabei ließen sich die Ursachen mit leicht verfügbaren Antibiotika behandeln.

Von Werner Bartens

Rheumatische Herzerkrankungen führen weltweit zu 1,4 Millionen Todesfällen jährlich; dabei ließen sie sich leicht verhindern, wie ein Ärzteteam um Liesl Zühlke im European Heart Journal (online) vom Mittwoch zeigt. Ausgelöst wird die Erkrankung, die in Deutschland nur noch selten vorkommt, durch eine Infektion mit A-Streptokokken, typischerweise infolge einer Halsentzündung.

Wird die Infektion nicht mit Antibiotika behandelt und nimmt einen schweren Verlauf, können nicht nur Haut, Hirn und Gelenke, sondern auch die Herzinnenhaut und der Herzmuskel angegriffen werden. Dies kann zu einer lebensbedrohlichen Herzschwäche, Rhythmusstörungen oder zur kontinuierlichen Zerstörung der Herzklappen führen.

Besonders in Afrika und Asien ist das Leiden noch verbreitet. In der aktuellen Studie in zwölf afrikanischen Ländern, Indien und dem Jemen zeigte sich, dass nur 55 Prozent der Patienten mit rheumatischen Herzerkrankungen Penicillin oder andere Antibiotika bekommen hatten. Litten die Patienten bereits unter Beschwerden, bekamen weniger als 30 Prozent von ihnen Mittel zur Blutverdünnung in der richtigen Dosis. Diese Medikamente können Komplikationen verhindern.

"Rheumatische Herzerkrankungen werden stark vernachlässigt", sagt Bongani Mayosi von der Universität Kapstadt. "Dabei wären vorbeugende Mittel auch in den besonders betroffenen Ländern einfach zu haben und vergleichsweise billig." In Deutschland ging die Mehrzahl der Herzklappenfehler bis in die 1980er-Jahre auf Folgen des rheumatischen Fiebers zurück. Im Zweiten Weltkrieg und der ersten Zeit danach waren Antibiotika noch kaum verbreitet.

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