Süddeutsche Zeitung

Covid-19:Remdesivir kann auch mittelschwer Erkrankten helfen

Der Wirkstoff Remdesivir gilt als Hoffnung im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Eine Studie sieht nun positive Effekte bei mittelschweren Verläufen - doch die Ergebnisse sind nicht eindeutig.

Covid-19-Patienten mit mittelschwerem Krankheitsverlauf profitieren geringfügig von der Gabe des Medikaments Remdesivir, das als Hoffnung im Kampf gegen die Corona-Pandemie gilt. Das ist das Ergebnis einer Studie mit rund 600 Teilnehmern, die im Fachblatt Jama veröffentlicht wurde. Die Daten stammen von mehr als 100 Krankenhäusern weltweit, die Studie entstand unter Federführung von Wissenschaftlern des Pharmaunternehmens Gilead, das Remdesivir entwickelt. Zuvor hatten Forscher bereits einen Effekt bei schweren Verläufen belegt.

Die neue Studie zeigte nun, dass die mittelschwer Erkrankten, die den Wirkstoff fünf Tage lang erhielten, nach elf Tagen einen besseren Gesundheitszustand hatten als eine Vergleichsgruppe, die nicht mit dem Medikament behandelt wurde. Unter den Personen mit fünftägiger Behandlung konnten demnach 70 Prozent vor dem elften Tag aus dem Krankenhaus entlassen werden, bei den Patienten mit normaler Behandlung waren es 60 Prozent. Von den mit Remdesivir behandelten Personen brauchten zwölf nach rund zwei Wochen noch Sauerstoffunterstützung, in der Kontrollgruppe lag der Wert bei 22. Unter den 191 Personen mit fünftägiger Remdesivir-Gabe gab es innerhalb von vier Wochen einen Todesfall, während in der etwas größeren Vergleichsgruppe vier Patienten starben, was einer Todesrate von zwei Prozent entspricht.

Vorläufige Zulassung in den USA

Allerdings sind die Ergebnisse nicht eindeutig. So gab es noch eine dritte Gruppe, die zehn Tage lang das Medikament bekommen sollte. Sie hatte zwar ebenfalls an Tag elf einen etwas besseren Gesundheitszustand als die Vergleichsgruppe, der Unterschied war statistisch aber nicht signifikant. Die Autoren begründen dies unter anderem damit, dass mehr als die Hälfte in dieser Gruppe die Behandlung vorzeitig beendet habe, was die Aussagekraft schmälert.

Die Studie konzentrierte sich auf mittelschwere Fälle. Diese Patienten wiesen zwar zu Beginn der Behandlung Schäden an der Lunge auf, sie wurden aber noch nicht künstlich beatmet. Bei einigen verschlechterte sich der Verlauf während der Behandlung, was teilweise weitere Maßnahmen wie eine Inturbation nötig machte.

Unter Patienten mit schwerem Verlauf dagegen hatte eine Studie im New England Journal of Medicine im April ergeben, dass Remdesivir die Behandlungsdauer im Schnitt um vier Tage verkürzt, von 15 auf elf Tage. Aufgrund dieser Beobachtungen hat die US-Arzneimittelbehörde FDA bereits eine vorläufige Zulassung für Remdesivir bei der Behandlung schwerer Covid-19-Fälle erteilt. Die europäische Arzneimittelagentur EMA hat den Wirkstoff zur Behandlung von Patienten mit zusätzlichem Sauerstoffbedarf empfohlen.

Remdesivir hemmt ein Enzym, das an der Vervielfältigung des Erbguts des Coronavirus Sars-CoV-2 beteiligt ist. Damit soll es die Vermehrung der Viren im Körper bremsen. Allerdings erhoben die Forscher für die neue Studie keine Daten zur Viruslast der Patienten. Wie gut der Wirkstoff tatsächlich die Vervielfältigung des Coronavirus verhindert, kann die aktuelle Arbeit somit nicht beantworten.

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