Süddeutsche Zeitung

Rauchen:Abhängig in Mutters Bauch

Rauchen in der Schwangerschaft hat weiter reichende Folgen als gedacht. Forscher haben erkundet, was die Zigaretten der Mutter im Erbgut von Babys anrichten.

Von Kathrin Zinkant

Zigaretten sind für Schwangere bekanntermaßen tabu. Und trotzdem gibt es sie noch: Frauen, die ein Kind erwarten und rauchen. Jede fünfte bis zehnte Schwangere in Deutschland, schätzen Experten, greift weiterhin zur Zigarette. Viele tun es unwissentlich, weil sie sich im ersten Trimester befinden und die Schwangerschaft noch nicht bemerkt haben. Dass die Tabakgifte dem Baby erheblich schaden können, ist dabei längst klar. Zu den bekannten Folgen gehören ein verringertes Geburtsgewicht, eine gestörte Lungenfunktion und Verhaltensauffälligkeiten bis ins Erwachsenenalter hinein.

Wie aber kommt es dazu? In der bislang größten Studie zur Wirkung des Rauchens auf das Erbgut von Ungeborenen haben amerikanische Forscher jetzt gezeigt, dass sich tatsächlich die DNA des Babys verändert, wenn die Mutter während der ersten drei Schwangerschaftsmonate raucht.

Die Mediziner nahmen knapp 900 Neugeborenen Blut ab und suchten darin nach sogenannten epigenetischen Spuren (Environmental Health Perspectives, Online). Dabei handelt es sich meist um chemische Anhängsel des Erbguts, die zwar nicht den genetischen Code der DNA verändern, wohl aber die Aktivität einzelner Gene manipulieren - bis hin zum Verstummen einzelner Erbanlagen. Aus Mäuseversuchen ist bekannt, dass solche Methylierungen auch an Folgegenerationen weitergegeben werden können.

Wie die Forscher vom National Institute of Environmental Health Sciences nun mithilfe spezieller Genchips feststellten, zeigt das Erbgut der Raucherinnenbabys ein anderes Methylgruppenmuster als das der Kinder von Nichtraucherinnen. Neben Genen für die Entwicklung waren auch solche betroffen, die mit einer Nikotinabhängigkeit zusammenhängen. Damit stützt die aktuelle Veröffentlichung den Verdacht, dass Kinder schon im Mutterleib eine Tabakabhängigkeit entwickeln können. Und die Studie legt Frauen erneut nahe, mit dem Rauchen nicht erst dann aufzuhören, wenn der Schwangerschaftstest positiv ausfällt.

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Quelle:
SZ vom 31.07.2014
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