Süddeutsche Zeitung

Wegen Krebsgefahr:Magen-Mittel zurückgerufen

Lesezeit: 1 min

Arzneimittelbehörden warnen: Medikamente, die den Wirkstoff Ranitidin enthalten, können mit einer krebserregenden Substanz verunreinigt sein.

Nach dem Fund einer wahrscheinlich krebserregenden Substanz werden in der Europäischen Union einige Magenmittel von den Herstellern zurückgerufen. Die betroffenen Medikamente enthalten den Wirkstoff Ranitidin. Im Rahmen einer vorsorglichen Untersuchung seien in ranitidinhaltigen Arzneimitteln geringe Spuren des Stoffes N-Nitrosodimethylamin (NDMA) nachgewiesen worden, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am Dienstag mit.

NDMA wurde von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO IARC und der EU als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Das BfArM betont, dass der Rückruf "aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes" erfolgt. Eine wissenschaftliche Bewertung des möglichen Gefährdungspotenzials finde zurzeit auf europäischer Ebene statt.

Der Rückruf betrifft Medikamente mit dem Wirkstoff des Herstellers Saraca Laboratories Limited. Laut BfArM liegen aber Indizien vor, dass auch weitere Wirkstoffhersteller von der Verunreinigung betroffen sein könnten. Laut einer Mitteilung vom Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ ist bisher ist nicht bekannt, welche Ranitidin-Präparate betroffen sind. Es handelt sich aber möglicherweise nur um "einige" Präparate.

Medikamente mit Ranitidin werden zur Kontrolle der Magensäureproduktion bei Sodbrennen, zur Behandlung der Refluxerkrankungen und zur Prophylaxe von Magengeschwüren eingesetzt. Laut Wissenschaftlichem Institut der AOK wurden Arzneimittel mit dem Wirkstoff Ranitidin im vergangenen Jahr 748 000 Mal in Deutschland verordnet. Die Zahl bezieht sich auf Arzneimittel, die von niedergelassenen Ärzten ambulant verschrieben und über öffentliche Apotheken zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung abgegeben wurden.

Die Online-Apotheke Valisure schreibt auf ihrer Webseite, sie habe in der vergangenen Woche die entscheidenden Hinweise geliefert, um sowohl die US-amerikanische als auch die europäische Arzneimittelbehörde dazu zu bringen, Ranitidin-haltige Medikamente zu überprüfen. Die amerikanische Behörde FDA spricht von "geringen" Mengen NDMA, die in einigen Magenmitteln gefunden wurden. Wie die gesundheitsschädliche Substanz dort hineingekommen ist, wird derzeit noch untersucht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4606150
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.09.2019/dpa/hach
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.