Fünf Millionen Babys sind inzwischen weltweit mit Hilfe der Reproduktionsmedizin entstanden, hieß es auf der Tagung der Europäischen Gesellschaft für Menschliche Reproduktion und Embryologie (ESHRE) in Istanbul, die am Sonntag begann.
Wie wichtig die Erfüllung eines Kinderwunschs sein kann, verdeutlichte ein Team um Birgitte Baldur-Felskov vom Dänischen Krebsforschungszentrum auf derselben Tagung: Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, haben demnach ein stark erhöhtes Risiko für psychische Krankheiten.
Dass die unerfüllte Sehnsucht nach einem Baby das Wohlbefinden beeinträchtigt, gilt als Binsenweisheit. Doch die dänische Studie beeindruckt, weil es sich um eine landesweite Erhebung handelt, die zudem einen drastischen Einfluss der Kinderlosigkeit auf die psychische Gesundheit offenbart: Es wurden mehr als 98.000 Däninnen einbezogen, die zwischen 1973 und 2008 versucht hatten herauszufinden, weshalb sie nicht schwanger wurden. 54 Prozent der Frauen bekamen später doch ein Baby.
Bis Ende 2008 kamen fast 5000 Frauen wegen einer psychischen Störung ins Krankenhaus. Das Risiko für eine solche Einweisung war aber unter denjenigen, die kinderlos geblieben waren, um 18 Prozent erhöht. Diese Frauen entwickelten etwa eineinhalbmal so häufig eine Schizophrenie oder eine Essstörung wie die Mütter. Sie wurden doppelt so häufig drogen- oder alkoholabhängig. Depressionen traten aber nicht häufiger auf. Diese Auswirkungen sollten berücksichtigt werden, wenn Ärzte Frauen beraten, die über eine Kinderwunschbehandlung nachdenken, meint Baldur-Felskov.