Süddeutsche Zeitung

PSA-Test:Fehlalarm Krebsdiagnose

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Nicht selten wird bei Männern, die sich einem Bluttest auf Prostatakrebs unterziehen, Krebs diagnostiziert. Bei längst nicht allen wächst tatsächlich ein Tumor.

Werner Bartens

Für die einen ist der PSA-Test auf Prostatakrebs eine segensreiche Entwicklung, die Männerleben retten kann. Andere kritisieren diese Form der Diagnostik, weil der Bluttest ungenau ist und Männer verunsichert. Schließlich werden häufig auch solche Zellwucherungen aufgespürt, die niemals zu Beschwerden führen - und Männer daraufhin unnötig behandelt. Finnische Ärzte um Tuomas Kilpelainen berichten nun im British Journal of Cancer (online), wie oft der PSA-Test eine Krebsdiagnose anzeigt, obwohl gar kein Tumor wächst. Die hohe Zahl dieser als falsch positiv bezeichneten Untersuchungen ist einer der Kritikpunkte an dem Test.

Von den Männern, die insgesamt dreimal im Abstand von vier Jahren an der Untersuchung teilnahmen, bekamen demnach 12,5 Prozent wenigstens einmal einen Fehlalarm mitgeteilt. In den drei verschiedenen Screening-Runden schwankte der Anteil der falsch positiven PSA-Ergebnisse zwischen 3,3 und 12,1 Prozent. Mehr als der Hälfte der Männer, die einmal ein falsch positives Ergebnis erhalten hatten, wurde beim nächsten Test wieder ein Fehlalarm übermittelt. Zwischen einem Viertel und einem Drittel dieser Männer wollte nach einem falschen Ergebnis nichts mehr von dem Test wissen.

"Ich denke, dass der Test nicht zur Routineuntersuchung werden sollte, bis mehr über die Nebenwirkungen bekannt ist", sagt Tuomas Kilpelainen. Ärzte und Fachgesellschaften warnen seit Jahren vor dem Test, weil er Überdiagnosen wie Übertherapien fördere. Darunter verstehen Mediziner die Untersuchung und Behandlung, ohne dass Patienten Beschwerden haben oder bekommen werden. In der Studie war der PSA-Grenzwert mit 4,0 Nanogramm pro Milliliter relativ hoch angesetzt. Das spricht dafür, dass in der Praxis, wo auch andere Tests mit niedrigeren Grenzwerten verwendet werden, Fehlalarme vermutlich noch häufiger vorkommen.

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SZ vom 12.01.2010/beu
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