Stärkung der Physiotherapeuten:Lasst die Experten entscheiden!

Die Union möchte Krankengymnasten mehr Befugnisse übertragen. Eine gute Idee: Der Therapeut weiß am besten, was für den Patienten sinnvoll ist.

Ein Kommentar von Guido Bohsem

Wen es regelmäßig im Nacken oder Rücken zwickt, kennt die Prozedur. Erst muss der Arzt eine Verordnung aufschreiben und erst dann darf der Physiotherapeut tätig werden. Dass der Therapeut womöglich besser als der Arzt weiß, welche Anwendung für den Patienten sinnvoller ist, spielt keine Rolle; dass die Ärzte genau aus diesem Grund häufig genug die falsche Therapie verordnen, leider auch nicht.

Dieses System ist zeitraubend, vor allem aber erbringt es nicht die besten Ergebnisse für den Patienten. Überlässt man hingegen die Diagnose zwar weiter den Ärzten, die Entscheidung über die Anwendung aber den Therapeuten, sind die Patienten zufriedener und offenbar auch schneller gesund. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse zweier Modellversuche zur "Blankoverordnung" hin.

Es ist daher eine gute Idee der Union, dieses Vorhaben flächendeckend einzuführen. Traditionell steht die Ärzteschaft Ideen skeptisch gegenüber, die darauf abzielen, ihre Arbeit von anderen erledigen zu lassen. Doch mit diesem Vorschlag könnten die Mediziner gut leben.

Spart das neue Verfahren doch Schriftkram und reduziert es das Risiko, später von der Kasse wegen fehlerhafter Verordnungen angemahnt zu werden. Ob man allerdings den Therapeuten auch die Diagnose übertragen solle, sei dahingestellt. Die meisten Patienten dürften lieber erst mal ihren Arzt aufsuchen.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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