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Pflegeberufe - Siegburg:Corona-Prämie für Pflegekräfte in 31 Krankenhäusern

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Erfurt (dpa/th) - Viele Beschäftigte an Thüringer Krankenhäusern hoffen sehnlichst auf die versprochene Corona-Prämie für die Pandemie-Belastungen im zweiten Halbjahr 2020. Doch wie viele von ihnen die Prämie tatsächlich bekommen, ist bislang nicht ganz klar. Weder Gesundheitsministerium noch Landeskrankenhausgesellschaft noch Gewerkschaft Verdi haben einen Überblick darüber, wie entsprechende Anfragen der Deutschen Presse-Agentur ergaben. Die vom Bund beschlossene Prämie können 31 der rund 40 Thüringer Akutkrankenhäuser an ihre Mitarbeiter verteilen, wie das Bundesamt für soziale Sicherung mitteilte.

Nach Thüringen fließen insgesamt rund 12 Millionen Euro, wie aus einer Übersicht des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (Inek) hervorgeht. Bundesweit werden nach Angaben des Bundesamtes für soziale Sicherung dafür 450 Millionen Euro ausgeschüttet. Die Summe sei Mitte April an den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen überwiesen worden, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes. Die Kassen leiten diese Gelder an die anspruchsberechtigten Krankenhäuser weiter, die sie bis Ende Juni an die betreffenden Mitarbeiter auszahlen sollen.

Zur Verteilung der Gelder an die Beschäftigten müssen sich die Klinikbetreiber nach Verdi-Angaben mit der Personalvertretung verständigen. Diese Absprachen laufen teilweise noch, beispielsweise am Universitätsklinikum Jena, das laut Inek-Institut rund 1,1 Millionen Euro verteilen kann. Auf diesem Niveau bewegen sich auch die Zahlungen an das SRH Waldklinikum Gera (rund 1,2 Millionen Euro) und an das Helios-Klinikum Erfurt (fast 1,1 Millionen Euro). Die Spanne der Zahlungen an die Häuser beginnt in Thüringen bei rund 18 000 Euro.

Wie hoch die Prämie für die einzelnen Beschäftigten ist, hängt vom jeweiligen Einsatzgebiet und der dortigen Belastung ab. Eine Sprecherin des Klinikums Weimar verwies darauf, dass nach der gesetzlichen Regelungen "Pflegekräfte in der unmittelbaren Patientenversorgung auf bettenführenden Stationen" begünstigt würden. Am Weimarer Klinikum profitieren demnach 480 Beschäftigte. Die Prämienhöhe variiere zwischen 600 und 850 Euro. Das Weimarer Krankenhaus kann nach den Inek-Zahlen knapp 260 000 Euro verteilen.

"Es können aber auch weitere Beschäftigte profitieren, zum Beispiel Reinigungskräfte", sagte der für Klinikfinanzierung zuständige Referent bei der Landeskrankenhausgesellschaft, Andreas Weichert. Aus Sicht von Verdi-Gewerkschaftssekretär Philipp Motzke ist das System nicht ganz gerecht. "Nachteile wird man nicht vermeiden können", sagte er. Problematisch sei vor allem der verhältnismäßig hohe Anteil von Teilzeitbeschäftigten in den Kliniken, die mit entsprechend geringeren Prämien rechnen müssten. "Am Ende wäre es besser gewesen, für jeden Beschäftigten im Krankenhaus einen Betrag X zur Verfügung zu stellen."

Immerhin würden jetzt mehr Häuser in Thüringen Prämien auszahlen können, so Motzke. In der ersten Pandemie-Welle seien die Voraussetzungen dafür so ungünstig gewesen, dass Thüringer Krankenhausbeschäftigte kaum etwas davon gehabt hätten. Für die Zahlungen in der zweiten Welle sind Kliniken mit mehr als 500 Betten anspruchsberechtigt, wenn sie im zweiten Halbjahr 2020 mindestens 50 Covid-19-Patienten behandelt haben. Kleinere Häuser müssen mindestens 20 Covid-Kranke aufgenommen haben. Anders als in der Altenpflege beteiligt sich das Land nicht an den Zahlungen.

Für Altenpflegekräfte hatte Thüringen die mögliche Corona-Prämie von bis zu 1000 Euro um maximal 500 Euro aufgestockt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums hat das Land dafür insgesamt 13,3 Millionen Euro aufgewendet. Die Pflegeheimbetreiber hätten Prämien-Anträge für insgesamt rund 24 000 Beschäftigte gestellt. Auch in Seniorenheimen hängt die Höhe des Zuschlags für die einzelnen Pflegebeschäftigten von deren konkreter Tätigkeit ab.

© dpa-infocom, dpa:210529-99-784991/3

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