Sexualität:Die Grammatik der Fruchtbarkeit

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Männer passen ihre Sprache der Fruchtbarkeit von Frauen an. Je empfängnisbereiter eine Frau ist, desto eigensinniger wird der Satzbau der Herren. Kann man das verstehen?

Berit Uhlmann

Es gehört zum Leidwesen vieler Paare, dieses Gefühl, dass Männer und Frauen manchmal zwei verschiedene Sprachen zu sprechen scheinen. Umso verheerender wirkt zumindest auf den ersten Blick, was Forscher jetzt herausgefunden haben: Männer entfernen sich in ihrer Ausdrucksweise umso weiter von einer Frau, je empfängnisbereiter und damit attraktiver sie auf sie wirkt. Diesen Schluss legen zumindest Experimente von Wissenschaftlern zweier Universitäten in Florida nahe, die im Fachmagazin Plos One erschienen.

Anpassen oder opponieren? Beide Strategien haben ihre Zeit. (Foto: iStock)

Die Forscher der Embry-Riddle Aeronautical University und der Florida State University haben untersucht, wie der Fruchtbarkeitsstatus der Frau den Satzbau von Männern beeinflusst. Sie brachten dazu insgesamt 121 heterosexuelle Studenten paarweise mit jungen Frauen zusammen, die sich in verschiedenen Phasen ihres Monatszyklus befanden. Die Versuchspersonen hatten die Aufgabe, abwechselnd unterschiedliche Bilder in einem Satz zu beschreiben. Dabei waren den Frauen Satzkonstruktionen vorgegeben, die einem von zwei grammatikalischen Mustern entsprachen; entweder:"Der Kapitän schickte dem Steuermann eine Nachricht" oder: "Der Kapitän schickte eine Nachricht an den Steuermann". Anschließend sollten die Männer ihrerseits Bilder beschreiben. Die Forscher zählten, wie oft die Männer dabei den Satzbau der Frauen wiederholten.

Es zeigte sich, dass die Männer ihre Grammatik vor allem der von den wenig fruchtbaren Frauen anglichen: In 62 Prozent der Beschreibungen fand sich eine Übereinstimmung. Näherten sich die Frauen dagegen ihren fruchtbaren Tagen, zeigten sich die Männer immer eigensinniger. Ihr Satzbau stimmte nur noch in knapp der Hälfte der Sätze überein, wenn die Frau ihren Eisprung hatte.

Zum Vergleich führten die Wissenschaftler das Experiment ein zweites Mal nur mit Frauen durch. Dabei zeigten die Damen eine grammatikalische Übereinstimmung von 56 Prozent - und zwar völlig unabhängig davon, wie empfängnisbereit ihr Gegenüber war.

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Was soll nun diese vergleichsweise unangepasste Ausdrucksweise der Männer im Kontakt mit fruchtbaren Frauen? Die Forscher vermuten, die Herren wollen mit ihrer Eigenwilligkeit "kreatives" und "non-konformistisches" Verhalten demonstrieren, um Interesse zu erwecken. Studien haben gezeigt, dass männliche Kreativität und Risikobereitschaft geeignet sind, Aufmerksamkeit beim anderen Geschlecht zu erregen. Haben es die Männer mit fruchtbaren Frauen zu tun, sind diese Eigenschaften offenbar erfolgversprechender.

Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht: Forscher wissen schon länger, dass Frauen die Fruchtbarkeit durch eine Reihe feiner Signale anzeigen. Sie riechen anziehender, sprechen möglicherweise mit erhöhter Stimme und kleiden sich attraktiver. Männer reagieren auf diese Signale deutlich. Sie brauchen nur einmal an einem T-Shirt zu riechen, das eine fruchtbare Frau getragen hat, schon steigt ihr Testosteronspiegel messbar. Sie finden fruchtbare Frauen anziehender. Und während des Eisprungs ihrer Partnerin neigen sie zu Rivalität, Dominanz und Eifersucht - mit gutem Grund, wie Wissenschaftler ebenfalls zeigen konnten.

Frauen fühlen sich während des Eisprungs besonders zu maskulinen Männern hingezogen. Sie stürzen sich während dieser Tage mit höherer Wahrscheinlichkeit in eine Affäre mit einem männlich wirkendem Mann. Während der anderen Phasen ihres Zyklus dagegen setzen Frauen eher auf Harmonie und Beständigkeit. Dies ist womöglich auch der Grund, warum Männer ihre Sprache der Ausdrucksweise von weniger fruchtbaren Frauen anglichen. Nachahmung ist eine erprobte Strategie, um Sympathie zu erzeugen und soziale Bindungen aufzubauen. Doch die Methode ist offenbar zu soft, um Frauen während der fruchtbaren Tage zu verführen.

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