Organtransplantation:Was die Organspende für Hinterbliebene bedeutet

Kommt ein Verstorbener als Organspender in Frage, beeinflusst das vor allem die Hinterbliebenen. Worauf Familien sich einstellen sollten.

Berit Uhlmann

Sofern der Verstorbene keine Informationen über seine Spendenbereitschaft hinterlassen hat, kommt die Entscheidung auf die Angehörigen zu. Sie müssen dann versuchen, den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen zu rekonstruieren. Für diese Überlegungen haben sie in der Regel zwölf bis 18 Stunden Zeit, manchmal auch weniger. Die Erfahrung zeigt, dass viele Familien damit überfordert sind.

Hat der Tote einen Organspendeausweis, werden die Angehörigen lediglich über das weitere Verfahren informiert. Es kann für sie zunächst schwer sein, den Tod zu akzeptieren, wenn der Angehörige warm und mit schlagendem Herzen vor ihnen liegt.

Eine Organspende erschwert zudem den Abschied vom Verstorbenen. Vor der Organentnahme sind umfangreiche medizinische Prozeduren nötig, ein ruhiges, intimes Verabschieden ist dabei nicht möglich. Angehörige können nach der Organentnahme Zeit mit dem Verstorbenen verbringen. Allerdings sollten sie darauf vorbereitet sein, die Spuren des chirurgischen Eingriffs am Körper des Toten zu sehen.

Da Organspender auf Krankheiten untersucht werden, kann die Familie auch mit unerwarteten Entdeckungen konfrontiert werden. Sie können beispielsweise erfahren, dass der Verstorbene an Aids oder Krebs gelitten hat.

Wer die Organe bekommt, erfährt die Familie nicht. Es besteht die Möglichkeit, über die Deutsche Stiftung Organtransplantation anonyme Schreiben weiterleiten zu lassen. Es gibt aber keinerlei moralische Verpflichtung solche Briefe zu schreiben oder zu öffnen.

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