Öffentliche Rauchverbote:Schutz für Ungeborene und Kinder

Kinder profitieren einer neuen Studie zufolge schon nach kurzer Zeit von Rauchverboten in öffentlichen Gebäuden. Ein Jahr nach Inkrafttreten des Verbots sinkt die Zahl der Frühgeburten. Zugleich erleiden weniger Kinder schwere Asthmaanfälle.

Von Katrin Blawat

Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden gehen mit einer niedrigeren Zahl an Frühgeburten im jeweiligen Land einher. Schon ein Jahr, nachdem Industrieländer das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verboten haben, sinkt die Zahl der zu früh auf die Welt gekommenen Kinder um durchschnittlich zehn Prozent.

Das ergibt eine Meta-Analyse, die ein Team um Aziz Sheikh von der Universität Maastricht im Fachmagazin Lancet veröffentlicht hat (online). Die Forscher hatten elf Studien, die zusammen 2,5 Millionen Geburten in Europa und Nordamerika einschlossen, aus den Jahren 2008 bis 2013 ausgewertet. "Zusätzlich zu den bereits bekannten Vorteilen für die Gesundheit von Erwachsenen beweist unsere Studie deutlich, dass Rauchverbote beträchtliche Vorteile für die vorgeburtliche Gesundheit und die Gesundheit von Kindern haben", sagt Erstautor Jaspar Been.

Weltweit müssen 40 Prozent der Kinder regelmäßig Tabakrauch einatmen. Demgegenüber seien nur 16 Prozent der Weltbevölkerung durch Nichtrauchergesetze geschützt, so die Autoren. Bezogen auf alle Altersgruppen, sterben jährlich mehr als fünf Millionen Menschen durch die Folgen des Rauchens.

Die Analyse aus den Niederlanden weist zudem auf eine weitere positive Folge der Rauchverbote hin. Auch die Zahl der Kinder, die wegen schweren Asthmas behandelt werden müssen, sinkt der Studie zufolge, kurz nachdem das Rauchen in öffentlichen Räumen verboten wird. Auch dabei liegt der Rückgang bei etwa zehn Prozent, schreiben die Autoren auf Grundlage von fast 250 000 erfassten Asthma-Anfällen von Kindern.

Die Atemwegserkrankung gilt als häufigste chronische Krankheit unter Kindern, die weltweit bis zu zehn Prozent von ihnen betrifft. Frühere Studien legen nahe, dass das Risiko für andere schwere Krankheiten wie Diabetes im Erwachsenenalter steigt, wenn man als Kind Tabakrauch ausgesetzt ist.

Unklar ist allerdings noch, wie genau die Rauchverbote und die Rückgänge bei Frühgeburten und Asthma zusammenhängen. So haben die Forscher nicht untersucht, ob tatsächlich das Rauchen in öffentlichen Gebäuden dafür entscheidend ist. Möglicherweise besteht auch ein weniger direkter Zusammenhang; zum Beispiel könnten Eltern in Ländern mit öffentlichen Rauchverboten auch zu Hause weniger qualmen und auf diese Weise ihre Kinder schützen.

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