Nach gefälschten Studien:Etliche Medikamente werden wieder zugelassen

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Zuerst waren sie wegen gefälschter Zulassungsstudien aus Indien verboten worden. Jetzt hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einige umstrittene Medikamente wieder freigegeben.

Von Christina Berndt, Katja Riedel, München

Die Liste der Medikamente, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) wegen gefälschter Zulassungsstudien aus Indien aus dem Verkehr gezogen hat, schrumpft. Von den 80 Zulassungen, die für 29 Medikamente in unterschiedlichen Dosierungen vergeben wurden, stehen aktuell nur noch 55 auf der schwarzen Liste des Bfarm. Diese Arzneien dürfen so lange nicht in Verkehr gebracht werden, bis glaubwürdige Studien für ihre Wirksamkeit und Sicherheit vorliegen. 20 der 55 noch auf der Liste stehenden Zulassungen sind zudem mit der Bemerkung, das Ruhen der Zulassung sei "derzeit nicht vollziehbar", versehen. Die meisten dieser Mittel werden derzeit aber von den Firmen freiwillig nicht mehr in Verkehr gebracht.

Viele Hersteller hätten Widerspruch eingelegt, sagte ein Sprecher des Bfarm auf Anfrage. Manche Firmen hätten bereits neue Studien vorgelegt, oder es hätten sich weiterführende Informationen ergeben, die einen Zulassungsstopp nicht mehr rechtfertigen. Weitere Angaben wollte er aus juristischen Gründen nicht machen. Auch wenn der Zulassungsstopp nun nicht in allen Fällen Bestand habe, sei die schnelle Entscheidung richtig gewesen, so der Sprecher: "Wir befinden uns in einem Rechtsstreit im Sinne der Patientensicherheit."

Gänzlich von der Liste verschwunden sind derzeit alle Präparate der Firma Heumann Pharma. Ursprünglich hatte das Bfarm das Ruhen von 13 Zulassungen des Nürnberger Unternehmens angeordnet, das zur indischen Torrent Group gehört. Die entsprechenden Medikamente hatte die der Fälschung verdächtige Studienfirma GVK Biosciences aus Hyderabad getestet. Alle Arzneimittel der Firma Heumann seien verkehrsfähig, betont das Unternehmen jetzt in einer Stellungnahme. Zwar habe das Bfarm sämtliche Ergebnisse der von GVK Bio vorgenommenen Studien "berechtigterweise angezweifelt", so Heumann Pharma. Allerdings seien die Zulassungsstudien der Heumann-Präparate gar nicht Gegenstand der Prüfung gewesen. Das Bfarm hatte - wie andere europäische Arzneimittelzulassungsbehörden auch - wegen der umfassenden und systematischen Fälschungen bei GVK Bio sämtliche Studien der Firma in Zweifel gezogen.

Am Mittwoch wurde das Thema auch im Gesundheitsausschuss des Bundestages besprochen. Aus Sicht der Linken-Abgeordneten Kathrin Vogler mit enttäuschendem Ausgang: "Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Bundesregierung im Nebel stochert", sagte sie. Staatssekretärin Ingrid Fischbach (CDU) habe nicht einmal sagen können, wann die Prüfungen abgeschlossen seien. Auch habe sich die Bundesregierung nicht zu den ethischen Fragen von Arzneimitteltests in armen Ländern geäußert. "Uns ist es wichtig zu prüfen, ob dieser Medikamenten-Imperialismus ethisch vertretbar ist", so Vogler.

© SZ vom 19.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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