Medizin:Viele Selbstzahler-Gesundheitsleistungen bringen mehr Schaden als Nutzen

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Was bringt Akupunktur in der Schwangerschaft? Unklar, sagen Experten des Medizinischen Diensts des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS). (Foto: dpa/dpaweb)
  • Sogenannte individuellen Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, schaden eher, als dass sie nutzen.
  • Zu diesem Ergebnis kommt der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS).
  • 17 IGeL-Leistungen bewerteten die Experten als "tendenziell negativ".
  • Eine neue Homepage soll Patienten bei der Entscheidung unterstützen.

Von Felix Hütten

Viele medizinische Zusatzleistungen, die Patienten bei ihrem Arzt auf eigene Rechnung bezahlen, schaden eher, als dass sie nutzen. Zu diesem Ergebnis kommt der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), der nach fünf Jahren Bilanz zu sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, zieht. Die Kosten für Zusatzangebote wie Zahnreinigung, Augeninnendruckmessung oder Ultraschall zur Krebsfrüherkennung werden von den Krankenkassen oft nicht übernommen, von vielen Ärzten aber empfohlen.

Die Gesamtbilanz der bisherigen Bewertungen von IGeL-Leistungen "fällt nicht gut aus", so das aktuelle Fazit der Wissenschaftler. Vier Angebote bewerten die Experten als negativ, beispielsweise die durchblutungsfördernde Infusionstherapie gegen Hörsturz. Unter den aktuellsten Bewertungen schließt auch der Lungenfunktionstest, auch Lungenspirometrie genannt, mit "tendenziell negativ" ab. Die Spirometrie soll Lungenerkrankungen erkennen. Die Wissenschaftler konnten allerdings keine Hinweise auf einen Nutzen dieser Technik ausmachen. Hingegen seien Schäden durch Übertherapie oder falsch positive Befunde möglich.

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17 IGeL-Leistungen bewerteten die Experten als "tendenziell negativ", der erwartete Schaden sei deutlich höher als der Nutzen. Bei 15 weiteren Angeboten sei die Schaden-Nutzen-Bilanz "unklar".

"Auch wenn Früherkennungsuntersuchungen von Patienten und Ärzten meist sehr positiv gesehen werden - sie sind nicht per se nützlich"

Besonders bei den Früherkennungs-Untersuchungen sei ein Markt entstanden, der zunehmend größer und uneinheitlicher werde, sagt Michaela Eikermann vom MDS. Patienten hätten oftmals Schwierigkeiten, den Nutzen dieser Angebote einzuschätzen und zu entscheiden, ob das Angebot tatsächlich sinnvoll ist. "Auch wenn Früherkennungs-Untersuchungen von Patienten und Ärzten meist sehr positiv gesehen werden - sie sind nicht per se nützlich", so Eikermann. Die Angebote könnten durch Übertherapie sogar schaden - oder dem Patienten eine falsche Sicherheit vorgaukeln.

Nur drei Leistungen erhalten von den Prüfern eine eher positive Bewertung, darunter die Lichttherapie bei Winterdepression oder Akupunktur zur Prophylaxe von Migräne. Ohne Einschränkung wurde keine Leistung positiv bewertet.

Um Patienten noch besser mit der Entscheidung zu helfen, ob ein Angebot sinnvoll ist oder nicht, hat der IGeL-Monitor seine Homepage neu gestaltet. Patienten finden im Internet kostenlos abrufbare Informationen und Einschätzungen zu Zusatzleistungen wie beispielsweise die Akupunktur in der Schwangerschaft oder einem Ultraschall zur Schlaganfallvorsorge. Die Bewertungen des IGeL-Monitors recherchiert das Team aus Medizinern und Methodikern beim MDS.

Der medizinische Nutzen von Zusatzleistungen ist unter Experten seit Jahren umstritten. Verbraucherschützer kritisieren, viele Angebote seien eher Panikmache, die Patienten verunsichern und Ärzten ein lukratives Zusatzeinkommen bescheren. Viele Ärzte wiederum bewerten IGeL-Angebote als sinnvolle Ergänzung zum Leistungskatalog der Krankenkassen.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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