Die Zahl der Patienten mit Bluthochdruck hat sich in den vergangenen 40 Jahren weltweit fast verdoppelt. Im Jahr 2015 wurde bei mehr als 1,1 Milliarde Menschen ein zu hoher Blutdruck gemessen, berichtet ein Team internationaler Wissenschaftler im Fachmagazin The Lancet. Forscher um Majid Ezzati vom Imperial College London hatten knapp 1500 Studien aus den Jahren zwischen 1975 und 2015 ausgewertet. Der Anstieg sei unter anderem durch das Bevölkerungswachstum sowie den wachsenden Anteil älterer Menschen zu erklären.
Auffällig sind zudem nationale Unterschiede, die weitere Erklärungen für den Anstieg liefern: So sind der Studie zufolge die durchschnittlichen Blutdruckwerte in den Industrienationen und im Asien-Pazifik-Raum in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gesunken - etwa in Deutschland, Australien, Schweden und Japan. In ärmeren Ländern hingegen sind sie gestiegen, etwa in Südasien und Ländern Afrikas südlich der Sahara. "Bluthochdruck ist nicht länger eine Wohlstandskrankheit - wie noch 1975 - sondern ist heute ein ernsthaftes Problem im Zusammenhang mit Armut", sagt Studienautor Majid Ezzati.
Bluthochdruck gilt als Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall
Warum der Blutdruck vor allem in ärmeren Ländern gestiegen ist, wissen die Forscher nicht sicher. Sie nehmen an, dass eine insgesamt bessere Gesundheit und eine bessere Ernährung mit mehr Obst und Gemüse in den reicheren Ländern den Trend zumindest miterklärt. Außerdem werde hoher Blutdruck dort häufiger erkannt und medikamentös behandelt. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass vitaminarme und zuckerhaltige Ernährung in den ersten Lebensjahren das Risiko für Bluthochdruck im späteren Leben erhöhe, sagt Ezzati.

Hypertonie:Zu viel Druck im System
Während junge Menschen durch ihr Leben hetzen, steigt allmählich und unbemerkt ihr Blutdruck. Die Quittung dafür erhalten sie in späteren Jahren, wenn Herz und Nieren geschädigt, wenn Schlaganfall oder Herzinfarkt auftreten. Über die unterschätzte Volkskrankheit Bluthochdruck.
Bluthochdruck gilt als Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch andere lebenswichtige Organe wie Nieren und Augen können bei dauerhaft erhöhtem Blutdruck Schaden nehmen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind im Jahr 2010 weltweit etwa neun Millionen Menschen an den Folgen gestorben. Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, zu wenig Bewegung, eine ungesunde, zu salzhaltige Ernährung, erhöhter Alkoholkonsum und Stress.
In Deutschland ist der Blutdruck der Menschen nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) in den vergangenen Jahren deutlich gesunken - vor allem bei Frauen. Im Normbereich liegt der Blutdruck eines Erwachsenen bei etwa 120/80mmHg. Die erste Zahl gibt den maximalen Druck an, wenn sich das Herz zusammenzieht und Blut in den Kreislauf pumpt. Die zweite Zahl ist der Druck in der Entspannungsphase des Herzens, wenn dieses sich neu mit Blut füllt.