Corona:Wie man richtig über Masken spricht

Corona: Masken schützen - daran hat die Wissenschaft keinen Zweifel.

Masken schützen - daran hat die Wissenschaft keinen Zweifel.

(Foto: Federico Gambarini/dpa)

Eine Cochrane-Analyse wurde vielfach so interpretiert, dass Masken in der Pandemie wenig gebracht hätten. Nun stellen die Herausgeber klar: Das war anders gemeint.

Von Werner Bartens

Die Chefredakteurin der Cochrane Library hat sich für die ungenaue Wortwahl in einer Meta-Analyse entschuldigt, die dadurch "offen für Fehlinterpretationen" gewesen sei. Wie Karla Soares-Weiser in einer Pressemitteilung des Cochrane-Netzwerks mitteilte, habe der Ende Januar 2023 erschienene Überblicksartikel zu Masken und anderen physikalischen Methoden der Virus-Eindämmung zu zahlreichen Missverständnissen geführt. In vielen Medienberichten über die Cochrane-Analyse sei behauptet worden, dass Masken nicht wirken, was eine "falsche und irreführende Interpretation" sei.

Richtigerweise hätte vielmehr in den Berichten über den Review-Artikel stehen müssen, dass darin untersucht wurde, ob Interventionen, die zum Tragen von Masken aufrufen, dabei helfen, die Verbreitung von respiratorischen Viren zu verlangsamen - und dass es auf diese Frage keine eindeutigen Antworten gebe. Die Autoren des 326 Seiten umfassenden Reviews hätten Soares-Weiser zufolge die Begrenzungen ihrer Studie eindeutig im Abstract erwähnt.

Autoren sehen "ein großes Risiko der Verzerrung"

Demnach gebe es in den Originalstudien, die dem Review zugrunde liegen, "ein großes Risiko der Verzerrung, unterschiedliche Erfolgskriterien und zudem hielten sich relativ wenige Menschen an die Maßnahmen, was es verhindert hat, klare Schlussfolgerungen zu ziehen". So hätten sich beispielsweise in der methodisch gründlichsten Studie, die deshalb auch stärker in die Analyse einging, nur 42,3 Prozent der Menschen an die Maskenempfehlung gehalten - im Vergleich zu 13,3 Prozent in der Kontrollgruppe.

Für die sowohl für ihre hohen Standards als auch für ihren Umfang bekannten Cochrane Reviews werden nur die methodisch gründlichsten Studien ausgewertet und viele andere verworfen. Zusätzlich zur Kurzzusammenfassung in einem Abstract gibt es in diesen systematischen Reviews noch eine "Plain Language Summary", also eine etwas längere Zusammenfassung. In dieser stand in der Version vom Januar, dass die Autoren unsicher seien, "ob auf Grundlage der erfassten Studien das Tragen von FFP2-Masken hilft, die Ausbreitung von Atemwegsviren zu verlangsamen". Diese Wortwahl habe Fehlinterpretationen ermöglicht und dafür wolle sich das Cochrane-Netzwerk nun entschuldigen, heißt es in der Mitteilung.

Zwar könne nie verhindert werden, dass wissenschaftliche Beweise falsch verstanden und gedeutet würden, doch man übernehme die Verantwortung dafür, sich nicht von Anfang an klarer ausgedrückt zu haben. Zusammen mit den Autoren solle daher bald ein Update der Plain Language Summary erstellt werden, um klarzumachen, dass in dem Review die Auswirkungen der Maskenempfehlung auf die Virusausbreitung betrachtet wurden - und nicht der Nutzen der Masken selbst. Dieser ist wissenschaftlich unbestritten, korrekt getragen schützen Masken gut, das zeigen mittlerweile diverse Studien.

Im Verlauf der Pandemie gab es von Anfang an erbitterte Diskussionen um den Nutzen von Masken. Gegner staatlicher Maßnahmen sahen die Masken als Symbol der Unterdrückung an und diskreditierten sie zu jeder Gelegenheit. Die mangelnde Bereitschaft vieler Menschen, den Mund-Nasen-Schutz überhaupt oder wenigstens korrekt zu nutzen, trug mit dazu bei, dass Maskenstudien während des Lockdowns und in Alltagssituationen außerhalb des Krankenhauses zumeist von geringer methodischer Qualität waren.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusPandemie
:Corona: Was man jetzt noch wissen muss

So gut wie alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wurden aufgehoben. Viele Fragen sind trotzdem noch offen. Zehn Antworten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: