Medizin:Krankenkassenprüfer bestätigen besonders häufig Fehler in der Pflege

Operation in der Klinik

Bei Operationen passieren oft die gleichen Fehler.

(Foto: dpa)
  • 13 519 Sachverständigengutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern haben die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung 2017 bundesweit erstellt.
  • Die Fachärzte bestätigten jeden vierten Behandlungsfehlerverdacht.
  • Experten fordern die Weiterentwicklung der Sicherheitskultur in der Medizin.

Die Zahl der dokumentierten Behandlungsfehler in Kliniken und Arztpraxen ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Nach Patienten-Beschwerden beurteilten Gutachter 13 519 Fälle und bestätigten bei 3337 Patienten medizinische Fehler und Schäden, wie der Medizinische Dienst der Kassen mitteilte. Die Gutachter beglaubigten somit etwa jeden vierten Fehlervorwurf. Im Jahr 2016 hatte es 3564 solcher Fälle gegeben.

Eine hohe Zahl an Vorwürfen lässt dabei nicht zwangsläufig auf eine hohe Zahl an tatsächlichen Behandlungsfehlern schließen. Am häufigsten bestätigten die Gutachter laut Kassen-Statistik Fehler in der Pflege, der Zahnmedizin und der Frauenheilkunde. Die meisten Vorwürfe bezogen sich allerdings auf orthopädische und unfallchirurgische Behandlungen.

Generell seien auch immer wieder die gleichen und vermeidbaren Fehler zu sehen, "die nie passieren dürften", sagt Stefan Gronemeyer, Vize-Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes - "vom im Körper vergessenen Tupfer bis hin zu Verwechslungen von Patienten und falschen Eingriffen". Zwei Drittel aller Vorwürfe betrafen Behandlungen in Krankenhäusern.

Wenn Versicherte Behandlungsfehler vermuten, können sie sich bei den Krankenkassen melden, die dann Gutachten in Auftrag geben. Dazu hat der Medizinische Dienst ein Merkblatt für Patienten verfasst.

Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer

Der Medizinische Dienst weist darauf hin, dass es keine für ganz Deutschland repräsentativen Daten zu Behandlungsfehlern gibt. Patienten können sich mit Beschwerden an viele Stellen wenden, an die Klinik, an Anwälte und an die Krankenkassen. Die Kassenexperten rechnen deshalb mit einer hohen Dunkelziffer in ihrer Statistik. "Trotz aller Bemühungen für mehr Patientensicherheit ist die Transparenz über Art und Umfang von Fehlern unzureichend", heißt es in einer Mitteilung des Medizinischen Dienstes.

Gronemeyer kritisiert, dass es an einer konsequenten Strategie fehlt, um die Patientensicherheit zu verbessern, wie es international in vergleichbaren Gesundheitssystemen längst Praxis ist. Nötig sei daher eine Meldepflicht wie für Arbeitsunfälle üblich.

"Eine Meldepflicht könnte die notwendige Transparenz schaffen, wie dies zum Beispiel in den Niederlanden, den USA und in England erfolgt", sagt Gronemeyer. "Insbesondere bei Fehlern, die eigentlich nie passieren dürften - den sogenannten Never Events - wäre eine Meldepflicht eine konsequente Weiterentwicklung der Sicherheitskultur in Deutschland." Auch anonyme Meldungen sollten möglich sein, Furcht vor Strafen jedoch vermieden werden, "damit das Melden von Fehlern als normales professionelles Handeln akzeptiert wird."

Die Ärzteschaft, die eigene Beschwerdestellen hat, berichtete bereits Anfang April über ihre Bilanz für 2017. Die Zahl der festgestellten Fehler ging laut dieser Statistik ebenfalls leicht zurück.

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