Süddeutsche Zeitung

Medizin:Das Leben von Rheumakindern in preisgekrönten Fotos

Schmerzen, Entzündungen, heftige Gehbeschwerden - Kinderrheuma ist eine sehr belastende Krankheit, gar nicht so selten und wird stark unterschätzt.

Von Benedikt Ziegler

Zwischen 20 000 und 25 000 Kinder in Deutschland haben Rheuma. Manchmal, nicht immer, führen unbehandelte Entzündungen zu verdickten und verformten Gelenken.

Rheumakinder verbringen viel Zeit auf der Station, deshalb wird - wie hier in der Rheumaklinik in Garmisch-Partenkirchen - auf eine wohnliche Atmosphäre geachtet.

Mit Ultraschall können Entzündungsherde besonders im Hüft- und Schultergelenk gut dargestellt werden.

Rheuma kann sogar zu einer Entzündung der Iris führen, die mit einer Erblindung enden kann. Regelmäßige Augenuntersuchungen sind wichtig.

Therapiert wird Rheuma mit Methotrexat, kurz MTX, oder mit Biologika, gentechnisch hergestellten Eiweißstoffen. Kinder, die früh und ohne Unterbrechungen behandelt werden, haben gute Chancen, eines Tages beschwerdefrei zu leben.

In der Kältekammer im St.-Josef Stift-herrscht eine Temperatur von minus 120 Grad Celsius; die Patienten dürfen maximal zwei Minuten dort verbringen und müssen ständig in Bewegung sein. Die Kälte lindert den Schmerz und dämmt die Gelenkentzündungen ein.

Bewegung ist ein elementarer Bestandteil der Therapie, unter zwei Bedingungen: Erstens darf Sport nicht zu sehr die Gelenke belasten. Bedingung zwei: Cool muss sie sein - so sprechen Ärzte gerne mal von Sporttherapie, nicht von Krankengymnastik.

Wasser ist das Element, in dem sich die betroffenen Kinder am wohlsten fühlen, weil sie sich in ihm ohne Belastung und frei von Schmerzen bewegen können. Auch manche therapeutische Anwendungen werden im Schwimmbecken vollzogen.

Beim Reiten wird die Beweglichkeit trainiert, zugleich tut ein freundliches Tier der Seele gut.

Wenn die betroffenen Kindern noch gemeinsam mit ihrer Familie lachen können, bewältigen sie ihre Krankheit besser. Für diese Reportage hat der 26-jährige Fotograf Benedikt Ziegler Rheumakinderim Rahmen seiner Studienschlussarbeit ein Jahr lang begleitet. Er ist selber seit fünfzehn Jahren von der Krankheit betroffen. Mit seinen Fotos wurde er 2016 Gewinner des Wettbewerbs "Was kann Selbsthilfe" und erhielt eine ehrenvolle Erwähnung beim "Unicef-Foto des Jahres 2016".

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