Medikamente zum Rauchstopp:Hilfe mit Nebenwirkungen

Für die Tabentwöhnung stehen in Deutschland zwei verschreibungspflichtige Medikamente zur Verfügung. Wunderpillen sind es nicht, dafür bergen sie Risiken.

Von Nina Buschek

Mit dem Rauchen aufzuhören ist mühsam. Der erste Anlauf gelingt selten und Rückfälle in alte Verhaltensmuster sind eher die Regel als die Ausnahme. Raucher, denen es trotz Willenskraft und Nikotinersatzmitteln nicht gelungen ist, die Finger vom Glimmstängel zu lassen, wünschen sich oft ein "stärkeres" Mittel gegen die Sucht. In Deutschland sind zwei verschreibungspflichtige Medikamente zur Tabakentwöhnung zugelassen. Beide sind Psychopharmaka, die ebenso wie Nikotin in den Gehirnstoffwechsel eingreifen.

Dass die Rauchstopp-Pillen vom Arzt verordnet werden müssen, heißt nicht, dass sie besser wirken als frei verkäufliche Nikotinersatzpräparate. Es bedeutet nur, dass es Risiken und Nebenwirkungen gibt, die ein Arzt gegen den Nutzen abwägen und im Blick haben sollte.

Verschreibungspflichtige Medikamente sind keine Wunderpillen gegen die Sucht. Sie können die Entwöhnung begleiten und eventuell erleichtern. Zu Psychopharmaka sollte man jedoch erst greifen, wenn alle anderen Versuche erfolglos waren.

Bupro­pion

Angewendet wird zum einen der Wirkstoff Bupropion, der schon seit mehr als zwei Jahrzehnten gegen Depressionen verschrieben wird. Sein Potenzial als Rauchstopp-Helfer wurde eher zufällig entdeckt. Nachdem Nikotinabhängige, die das Antidepressivum nahmen, auffällig häufig aufhörten zu rauchen, wurde der Wirkstoff für dieses Einsatzgebiet weiterentwickelt. In Deutschland ist Bupropion unter dem Handelsnamen Zyban zur Tabakentwöhnung zugelassen.

Das Medikament bewirkt, dass die Nervenenden die Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin nicht wieder aufnehmen können. Warum Bupropion das Verlangen nach Zigaretten verringert, weiß man nicht. Man nimmt an, dass Bupropion Konzentration der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Hirnstoffwechsel erhöht und dadurch die Wirkung von Nikotin auf das Belohnungszentrum imitiert, ohne selbst an Nikotinrezeptoren zu binden.

Bupropion kann den Rauchstopp unterstützen, das haben zuverlässige wissenschaftliche Studien belegt. Von 100 Rauchern, die Bupropion einnehmen, schaffen 19 langfristig den Ausstieg. Zum Vergleich: Ohne Medikament liegt die Erfolgsquote bei 11 von 100. Damit ist Bupropion genauso wirksam wie Nikotinpflaster. Der Wirkstoff sollte jedoch erst angewendet werden, wenn ein Entzug mithilfe von Nikotinersatzpräparaten erfolglos geblieben ist.

Denn anders als die Nikotinersatzpräparate hat Bupropion zum Teil erhebliche Nebenwirkungen. Dazu zählen Schlafstörungen. Mundtrockenheit, Zittern, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Unruhe oder Übelkeit. Zudem kann das Medikament in seltenen Fällen Krampfanfälle auslösen.

Vareniclin mildert Entzugserscheinungen

Die zweite Pille für Aufhörwillige enthält den Wirkstoff Vareniclin. Er ist in Deutschland seit 2007 unter dem Handelsnahmen Champix zur Raucherentwöhnung zugelassen.

Vareniclin bindet an die Nikotinrezeptoren des Körpers und verdrängt das echte Nikotin von seinen Andockstellen. Es wirkt auf zwei Arten: Es mildert die Nikotin-Entzugserscheinungen und verringert den Genusseffekt von Zigaretten.

Die Wirksamkeit von Vareniclin ist in Studien belegt. Mit dem Medikament schaffen mehr Raucher den Ausstieg als mit einer Nikotinersatztherapie. Kombiniert man allerdings zwei Ersatzpräparate - zum Beispiel Nikotinpflaster und Nikotinkaugummis - sind die Erfolgsaussichten genauso gut wie mit Vareniclin.

Seit seiner Zulassung gibt es Bedenken, wie sicher der Wirkstoff ist. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Geschmacksstörungen, Schlaflosigkeit und abnorme Träume. Seltene unerwünschte Wirkungen werden oft erst Jahre nach der Einführung eines Medikaments bemerkt. Deshalb sind die Hersteller verpflichtet nach der Zulassung klinische Beobachtungsstudien durchzuführen. Hierbei gab es Hinweise, dass Vareniclin das Risiko für Herzinfarkte oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen könnte. Auch von Depressionen, Selbstmordgedanken und -versuchen sowie selbstgefährdendem Verhalten wurde berichtet. Wie wahrscheinlich solche schwerwiegenden Komplikationen sind, müssen weitere Studien klären. Neure Analysen lassen die Gefahr weniger groß erscheinen.

Für beide Medikamente übernehmen die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht.

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