Öffentliche Gesundheit:Was Sie zum Marburg-Virus wissen müssen

Marburg-Virus unter dem Elektronenmikroskop

Marburg-Viruspartikel in einer Gewebeprobe unter dem Elektronenmikroskop.

(Foto: Fred Murphy/dpa)

In Äquatorialguinea ist das lebensgefährliche Marburg-Virus ausgebrochen. Es gibt keine Impfung - und die Sterblichkeit ist hoch. Das Wichtigste zur Infektionskrankheit im Überblick.

Von Marko Zotschew

In Äquatorialguinea sind seit Januar bislang wohl neun Menschen am Marburg-Virus gestorben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigte am Montagabend den Ausbruch in dem zentralafrikanischen Land, in dem 16 weitere Verdachtsfälle bekannt geworden sind.

Laut Gesundheitsminister Mitoha Ondo'o Ayekaba habe man einen "Gesundheitsalarm" für Gegenden im Nordosten der Festlandprovinzen ausgerufen, mehr als 4000 Menschen seien unter Quarantäne gestellt worden. Auch in Kamerun, dem nördlichen Nachbarland, haben die Behörden zwei Verdachtsfälle identifiziert.

Doch was ist das Marburg-Virus eigentlich und warum ist es so gefährlich? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist das Marburg-Virus?

Das Marburg-Virus hat eine fadenförmige Form und gehört wie das Ebolavirus zur Familie der Filoviren. Wissenschaftler vermuten, dass vornehmlich der Nilflughund der Überträger der Krankheit ist, die Verbreitung des Virus liegt vor allem in den afrikanischen Ländern Demokratische Republik Kongo, Uganda und Kenia. Doch in den vergangenen Jahren konnte man das Virus auch in anderen Ländern nachweisen, wie zum Beispiel bei Flughunden in Sierra Leone.

Wie wird das Marburg-Virus übertragen?

Übertragen wird das Virus durch den Austausch von Körperflüssigkeiten oder eine Schmierinfektion, also durch direkten Körperkontakt oder indirekt über Gegenstände. In geronnenem Blut können Viruspartikel bis zu fünf Tage infektiös bleiben. Die Inkubationszeit liegt zwischen zwei und 21 Tagen.

Das Virus kann sowohl von Tieren auf Menschen wie auch von Menschen auf Tiere übertragen werden - bei der Infektionskrankheit handelt sich deshalb um eine sogenannte Zoonose.

Welche Symptome verursacht das Marburg-Virus?

Das Marburg-Virus löst hauptsächlich ein sogenanntes hämorrhagisches Fieber aus, also ein Fieber, das mit schweren Blutungen einhergeht. Die Symptome sind:

  • Fieber
  • Blutungen
  • Muskel- und Gliederschmerzen
  • Funktionsstörungen der Organe
  • starke Kopfschmerzen
  • Durchfall sowie Übelkeit
  • Erbrechen

Laut WHO entwickeln die Patienten zwischen fünf und sieben Tage nach Beginn der Symptome schwere hämorrhagische Manifestationen, das Blut findet sich in Erbrochenem sowie Kot und wird oft von Blutungen aus Nase, Mund oder der Vagina begleitet.

Während der schweren Krankheitsphase leiden die Patienten unter hohem Fieber, die Beteiligung des zentralen Nervensystems kann zu Verwirrung, Reizbarkeit und Aggression führen. In der Spätphase der Erkrankung nach etwa zwei Wochen kann es bei Männern auch zu einer Orchitis kommen, einer Entzündung eines oder beider Hoden.

Wie wird das Marburg-Virus diagnostiziert?

Für die Diagnose führen die Ärzte in der Regel Blutproben durch oder überprüfen infiziertes Gewebe unter einem Mikroskop. Die Herausforderung besteht vor allem darin, das Virus klinisch eindeutig zu identifizieren, da es den Erregern anderer Infektionskrankheiten ähnelt.

Wie tödlich ist das Marburg-Virus?

Die Sterblichkeitsrate beim Marburg-Virus kann laut WHO bis zu 88 Prozent betragen, wobei sich die Rate bei einer guten medizinischen Versorgung der Patienten wesentlich verringern lässt.

In den tödlich verlaufenden Fällen tritt der Tod am häufigsten zwischen dem achten und dem neunten Tag nach Beginn der Symptome ein, wobei dem normalerweise ein schwerer Blutverlust und ein Schock vorausgehen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Eine Impfung gegen das Marburg-Virus oder eine spezifische Behandlung existiert aktuell nicht. Allerdings gibt es einige aussichtsreiche Impfstoffkandidaten, unter anderem ein Vakzin des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, das sich in einer Phase-I-Studie als sicher erwies und bei ersten Tests am Menschen eine Immunantwort auslöste.

Bei einer Infektion mit dem Marburg-Virus versuchen die Ärzte vornehmlich, die auftretenden Symptome zu lindern und die Körperfunktionen des Patienten aufrechtzuhalten. Die Gabe von antiviralen Medikamenten ist möglich, allerdings wirken die Mittel nicht gegen alle Viren, die ein hämorrhagisches Fieber verursachen. Zentral ist auch eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung der Patienten, die sowohl oral als auch intravenös erfolgen kann.

Wie geht es in Äquatorialguinea jetzt weiter?

Wie die WHO mitteilt, seien Teams in die betroffenen Regionen entsandt worden, um Kontakte nachzuverfolgen und zu isolieren sowie Menschen mit Fieber-Symptomen zu behandeln. Um den Ausbruch in Äquatorialguinea einzudämmen, sollen sowohl Experten helfen als auch Ausstattung für das Testen von Proben bereitgestellt werden sowie Schutzausrüstung für insgesamt 500 Gesundheitsmitarbeiter.

Kann das Marburg-Virus auch Deutschland erreichen?

Große Sorgen, das Virus könne sich nach Europa und nach Deutschland ausbreiten, sind momentan wohl unberechtigt. Laut der Gesellschaft für Virologie (GfV) seien die Ausbrüche des Marburg-Virus zeitlich und räumlich begrenzt - eine weltweite Ausbreitung gelte aktuell als sehr unwahrscheinlich.

Warum heißt es eigentlich Marburg-Virus?

1967 kam es im hessischen Marburg zu einem Ausbruch des Virus, bei dem sich Laborangestellte an Affen infizierten, die zu Versuchszwecken aus Uganda importiert wurden. Infektionen gab es auch in Frankfurt am Main und in Belgrad. Von insgesamt 31 Infizierten kamen sieben Menschen ums Leben.

Mit Material der dpa und der WHO.

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