Malariamittel gegen Covid-19:Nutzlos und gefährlich

Eine große Untersuchung zeigt, dass Malariamittel die Sterblichkeit von Covid-19-Patienten erhöhen. Insbesondere US-Präsident Donald Trump und die brasilianische Regierung hatten die Medikamente zuletzt gegen das Coronavirus empfohlen.

Von Hanno Charisius

Malariamittel gegen Covid-19: US-Präsident Donald Trump und die brasilianische Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro empfahlen jüngst den Einsatz von Malariamitteln gegen Covid-19.

US-Präsident Donald Trump und die brasilianische Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro empfahlen jüngst den Einsatz von Malariamitteln gegen Covid-19.

(Foto: AFP)

Eine umfangreiche Datenanalyse von fast 100 000 Covid-19-Patienten zeigt, dass die Malariamittel Hydroxychloroquin oder Chloroquin das Risiko für Herzrhythmusstörungen bei den damit Behandelten erhöhen. Die Mittel, die insbesondere vom US-Präsidenten Donald Trump und der brasilianischen Regierung beworben werden, sind demnach eher Gefahr als Helfer. "Die Daten weisen auf ein erhöhtes Sterberisiko hin", sagt der Kardiologe Mandeep Mehra vom Brigham and Women's Hospital in Boston, der an der Untersuchung beteiligt war. Bereits zuvor hatten kleinere Studien auf ein erhöhtes Sterberisiko durch die Malariamittel hingewiesen.

Aus der Studie, die am Freitag im Fachblatt The Lancet veröffentlicht wurde, geht hervor, dass eine Behandlung mit einem der Präparate insbesondere für Patienten mit Herzerkrankungen gefährlich werden kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Mittel zusammen mit einem Antibiotikum eingenommen werden. "Hydroxychloroquin und Chloroquin sollten deshalb bei Covid-19 nicht mehr eingesetzt werden, bevor uns die Ergebnisse von aktuell noch laufenden randomisierten klinischen Studien vorliegen", sagt Frank Ruschitzka, der ebenfalls an der Untersuchung beteiligte Leiter der Abteilung Kardiologie am Herzzentrum des Universitätsspitals Zürich.

Das Forscherteam berücksichtigte bei der Analyse zahlreiche medizinische Einflussfaktoren, etwa das Alter der Patienten oder Vorerkrankungen. Die Wissenschaftler können jedoch nicht ausschließen, dass es weitere, nicht berücksichtigte Faktoren gibt, die die Unterschiede zwischen mit Malariamitteln behandelten Patienten und der Vergleichsgruppe verursachen. Aus diesem Grund seien kontrollierte Studien zu den Mitteln dringend nötig.

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