Malaria:Der Duft, der Mücken betört

Manche Menschen wirken auf Mücken deutlich anziehender als andere. Über diese Attraktivität entscheidet die Zusammensetzung der Bakterien auf der menschlichen Haut.

Katrin Blawat

Die Haut eines Menschen ist dicht besiedelt mit Bakterien - mehr als 500.000 von ihnen leben zum Beispiel auf jedem Quadratzentimeter der Fußsohle. Krank machen diese Keime nicht - doch sie beeinflussen, wie attraktiv ein Mensch für Mücken ist.

Artenarme Bakterienfauna der Haut zieht Stechmuecken an

Stechmücken der Art Anopheles gambiae gehören zu den wichtigsten Überträgern der Malaria. 

(Foto: CDC/Paul Howell/dapd)

Forscher um den Insektenkundler Niels Verhulst von der niederländischen Universität Wageningen baten Probanden, hungrige Moskitos der Art Anopheles gambiae an sich saugen zu lassen (PLoS One, online). Diese Mücken ernähren sich bevorzugt von menschlichem Blut und gelten in Afrika als einer der Hauptüberträger von Malaria. Von den 48 freiwilligen Testpersonen waren neun bei den Mücken besonders beliebt.

Als die Forscher das sogenannte Mikrobiom, also die Erbsubstanz aller auf der Haut lebender Mikroorganismen, der neun beliebtesten Probanden mit dem Mikrobiom der übrigen Testpersonen verglichen, zeigte sich: Offenbar waren es Keime der Gattung Staphylokokkus, die manche der Probanden besonders anziehend machten.

Testpersonen, die auffallend viele Bakterien der Art Pseudomonas aeruginosa auf ihrer Haut hatten, blieben hingegen von den Mücken weitgehend verschont. Sowohl Staphylokokken als auch Pseudomonas-Keime gehören zum üblichen Bakterienzoo des Menschen, sie leben auf und in jeder Person. Wie zahlreich sie im Verhältnis zu anderen Bakterien-Gattungen vertreten sind, schwankt jedoch von Mensch zu Mensch. Zwar wissen Forscher noch nicht genau, welche Faktoren über die Zusammensetzung der Mikroben-Gemeinschaft auf dem Menschen entscheiden. Sicher ist aber, dass sich diese je nach Person stark unterscheiden kann.

Wie aber schaffen es die Mikroben, die Malariamücken entweder anzuziehen oder zu vertreiben? Verhulst und seine Kollegen vermuten, dass dafür die verschiedenen Stoffwechselprodukte der Bakterien verantwortlich sind. Die Mikroorganismen auf der Haut wandeln den eigentlich geruchlosen menschlichen Schweiß nämlich in flüchtige Substanzen um, die zusammengenommen den individuellen Körpergeruch eines Menschen prägen. Offenbar mögen die Malariamücken jene Substanzen besonders gern, die Staphylokokken absondern. Pseudomonas-Keime hingegen wandeln entweder diese anziehenden flüchtigen Stoffe in abstoßende um, so die Hypothese der Forscher. Oder sie produzieren selbst Substanzen, die den Mücken unangenehm sind und mit denen sie die wohlriechenden Staphylokokken-Stoffe überdecken.

Irgendwann einmal, so hoffen die Forscher, können sie diese Erkenntnisse nutzen, um individuell wirksame Anti-Mückenmittel zu entwickeln.

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