Legalisierung von Cannabis:Kiffende Mütter, bedröhnte Senioren

Cannabis

Erwachsene dürfen in Kanada von Mittwoch an bis zu 30 Gramm Cannabis bei sich haben und mit anderen teilen.

(Foto: Matilde Campodonico/AP)

Von heute an ist Cannabis in Kanada legal. Die Sorge um gesteigerten Konsum ist ziemlich sicher unbegründet - die Risiken verbergen sich anderswo.

Von Berit Uhlmann

Kann der Vermieter das Kiffen verbieten? Darf ich nach dem Joint Auto fahren? Wo gibt es Gras zu kaufen? Das sind die einfacheren von all den Fragen, die viele Kanadier derzeit umtreiben. Die Antworten lauten: Wahrscheinlich ja, nein und im Hanf-Laden. Deutlich schwieriger abzuschätzen ist, wie das landesweite Experiment ausgehen wird, das am Mittwoch in Kanada beginnt. Das Land legalisiert als erster großer Industriestaat Cannabis - nicht nur für den medizinischen Gebrauch, sondern für jeden Erwachsenen ab 18 Jahren, der gerne mal an der Tüte zieht. Legal ist Cannabis sonst nur noch in Uruguay, dort aber streng kontrolliert, sowie in Teilen Indiens und den USA, aus denen es bisher die meisten Erkenntnisse gibt.

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Wo Cannabis erlaubt ist

Was den Umgang mit Cannabis betrifft, variieren nicht nur die Gesetze der einzelnen Länder stark, sondern auch die Strenge, mit der ihre Einhaltung kontrolliert wird. Für ihre Großzügigkeit sind folgende Länder bekannt:

Kanada: Erwachsene dürfen seit 2018 bis zu 30 Gramm Marihuana oder eine entsprechende Menge eines anderen Cannabis-Produktes bei sich tragen und mit anderen teilen. Essbare Produkte sind wegen des komplizierten Lebensmittelrechts noch nicht auf dem Markt. Verkauft wird Cannabis - je nach Bundesstaat - in privat oder staatlich betriebenen Läden, in Alkoholhandlungen oder auch über das Internet. Werbung ist begrenzt, das Gesetz bietet aber Schlupflöcher, warnen Mediziner. Jeder Haushalt darf zudem bis zu vier Hanfpflanzen anbauen.

Uruguay: Erwachsene dürfen entweder bis zu sechs Hanfpflanzen anbauen oder sich in einer Apotheke oder einem Cannabis-Klub registrieren, wo sie begrenzte Mengen der Droge erwerben können. Werbung ist verboten. Der Staat hat die Kontrolle über Anbau, Preis und Qualität des Stoffs sowie über die Zulassung der Klubs und Apotheken. Obwohl das Gesetz bereits 2013 verabschiedet wurde, läuft der Aufbau der Ausgabestellen nach wie vor schleppend.

USA: Auf Bundesebene ist Cannabis verboten und noch immer als Droge der höchsten Gefährdungsklasse eingestuft. Es steht damit auf einer Stufe mit Heroin oder LSD. 2012 legalisierten Colorado und Washington Cannabis dennoch als Freizeitdroge. Seither folgten Alaska, Kalifornien, Maine, Massachusetts, Michigan, Nevada, Oregon und Vermont. Die Regelungen unterscheiden sich von Staat zu Staat. 13 weitere Staaten haben den Besitz kleinerer Mengen entkriminalisiert.

Niederlande: Cannabis ist illegal. Allerdings betreibt das Land seit Jahrzehnten eine Toleranzpolitik, die den Betrieb von Coffeeshops ermöglicht. Die Lokale dürfen unter strengen Auflagen bis zu fünf Gramm Cannabis pro Person und Tag verkaufen. Auch außerhalb dieser Einrichtungen werden Besitzer kleinerer Mengen Cannabis nicht bestraft.

Portugal: Seit 2001 macht sich nicht mehr strafbar, wer Drogen in kleineren Mengen besitzt und konsumiert. Das gilt für alle vormals illegalen Substanzen. Der Handel mit Drogen ist jedoch verboten. Berit Uhlmann

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