Manche Diagnosen kommen definitiv zu spät. In dem Fall, um den es hier geht, liegen sogar mehr als 500 Jahre zwischen dem Auftreten des Leidens und der Identifizierung der Krankheit. Dabei hat sich die Patientin größtenteils entkleidet, sodass die fragliche Körperregion auf Anhieb gut zu sehen ist. Es braucht jedoch offenbar den geschulten Blick von Pathologen, um zusammen mit Kunsthistorikern und Tumorexperten zu erkennen, worum es sich handelt. Die Rede ist von Michelangelos Gemälde „Die Sintflut“, die einen Teil des Deckenfreskos der Sixtinischen Kapelle in Rom ausmacht. Doch obwohl Abertausende Besucher das weltberühmte Kunstwerk in der Kuppel bereits bestaunt haben, war medizinische Detektivarbeit nötig, um zu erkennen, dass links vorne in der Darstellung eine Frau mit Brustkrebs abgebildet ist.
Medizin:Warum Mediziner auf Kunstwerken nach Brustkrebs suchen
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Tumoren, Wucherungen und Nervenschäden: „Ikonodiagnostiker“ identifizieren auf Gemälden Anzeichen für Krankheiten. Über ein ungewöhnliches Forschungsgebiet, das auch einen praktischen Nutzen hat.
Von Werner Bartens

Evolution der Gewalt:„Wir sind eigentlich die netten Affen“
Haben Menschen früher friedlicher gelebt, und wäre das wieder möglich? Archäologe Harald Meller über die Frage, wie sehr Gewalt in der Natur des Menschen liegt.
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