Frauenärzte wissen darum, Eltern mit Kinderwunsch werden darüber aufgeklärt: Nach einer künstlichen Befruchtung ist das Risiko für Geburtskomplikationen größer als infolge einer natürlichen Empfängnis. Wie häufig Fehlgeburten, Frühgeburten und Todesfälle rund um die Geburt tatsächlich vorkommen und wie oft Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht geboren werden, haben Ärzte aus Australien untersucht. Im Fachblatt Plos One (online) stellen sie ihre Ergebnisse vor.
Das Team um Michael Davies hat eine der größten Studien dieser Art vorgelegt und mehr als 300.000 Geburten ausgewertet - darunter 4300 nach künstlicher Befruchtung. Das Risiko für eine Fehlgeburt war demzufolge nach künstlicher Befruchtung fast doppelt so hoch wie nach spontaner Empfängnis. Auch Frühgeburten und Todesfälle kamen doppelt so oft vor. Dreimal so oft kamen nach künstlicher Befruchtung Kinder mit niedrigem Gewicht zur Welt. Zu einer dieser Komplikationen kommt es bei vier bis fünf Prozent der Geburten nach natürlicher Empfängnis.
"Abhängig von der Art der künstlichen Befruchtung unterscheiden sich die Ergebnisse allerdings", sagt Davies. "Niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburten und mehr Todesfälle kurz nach der Geburt gab es häufiger nach In-vitro-Fertilisation und nicht so oft bei Babys, die nach einer Befruchtung mittels ICSI geboren wurden." Im Unterschied zur In-vitro-Fertilisation, bei der Samen und Eizelle im Reagenzglas vermischt werden, injizieren Ärzte bei der intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) Spermien direkt in die Eizelle.
Weniger Komplikationen bei eingefrorenen Eizellen
Zahlreiche Ursachen für das erhöhte Geburtsrisiko nach künstlicher Befruchtung werden diskutiert. Einerseits wirken sich jene Faktoren, die zur Unfruchtbarkeit der Eltern beitragen, bei künstlicher Befruchtung auch auf die kindliche Gesundheit aus, wobei unklar ist, ob mütterliche oder väterliche Prädispositionen das Risiko stärker erhöhen. Zudem können Manipulationen an Ei- und Samenzellen und dem entstehenden Embryo während der künstlichen Befruchtung zu Schäden führen, die das Geburtsrisiko erhöhen - etwa die Bedingungen im Kulturmedium.
Wurden die befruchteten Eizellen zunächst eingefroren, traten weniger Komplikationen rund um die Geburt auf. Dies erklären die Forscher damit, dass die Kältelagerung nur jene befruchteten Eizellen gut überstehen, die besonders robust sind.
Prognostische Faktoren, um besonders gefährdete Paare zu identifizieren, gibt es noch nicht. "Wir hoffen aber, über das Studium der künstlichen Befruchtung und ihrer Folgen mehr über die Gründe für Fehl- und Frühgeburtlichkeit und niedriges Geburtsgewicht allgemein zu erfahren", sagt Davies.