Die Ständige Impfkommission empfiehlt nun auch Jungen die Immunisierung gegen krebsauslösende humane Papillomviren (HPV). Sie sollen den Impfstoff künftig im Alter von neun bis 14 Jahren erhalten. Er schützt vor Infektionen, die Krebs des Gebärmutterhalses, aber auch im Bereich von Penis, Anus und Rachen hervorrufen können. Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge erkranken in Deutschland jährlich etwa 6250 Frauen und 1600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen. Geimpfte Jungen schützen damit nicht nur ihre Partnerinnen, sondern auch sich selbst oder gleichgeschlechtliche Partner vor den durch Sex übertragenen Viren.
Harald zur Hausen, der den Zusammenhang von HPV und Gebärmutterhalskrebs erforscht und dafür den Medizinnobelpreis erhalten hat, nannte die Empfehlung "höchste Zeit". "Ohne eine Impfung der Jungen können wir nie eine sogenannte Herdenimmunität erreichen." Dieser Kollektivschutz greife, wenn etwa 85 Prozent aller Jugendlichen geimpft sind. Dann können sich die Erreger nicht mehr effektiv verbreiten. Derzeit haben dem RKI zufolge allerdings nur etwa 45 Prozent aller Mädchen die Impfung bekommen.
Erst vor Kurzem hatte eine Übersichtsarbeit der streng arbeitenden Cochrane-Organisation gezeigt, dass die Impfung sehr sicher ist und das Risiko für gefährliche Krebsvorstufen am Gebärmutterhals deutlich senkt. Die neue Impfempfehlung wird demnächst veröffentlicht. Sie ist die Grundlage dafür, dass die Krankenkassen die Immunisierung auch für Jungen finanzieren. Einzelne Kassen übernehmen die Kosten bereits.