Rauchen verursacht pro Jahr 150 Mutationen im Erbgut jeder einzelnen Zelle der Lunge. Das haben Biologen des Los Alamos National Laboratory in New Mexico errechnet. Die Forscher gehen dabei davon aus, dass ein Raucher im Schnitt eine Packung Zigaretten am Tag verbraucht.
Im Fachblatt Science weisen die US-Mediziner eine Art genetischen Fingerabdruck des Rauchs nach. Tabakrauch enthält etwa 7000 chemische Stoffe, viele davon sind krebserregend. Verbindungen wie Benzpyren können sich an die Doppelhelix der DNA anlagern und Mutationen hervorrufen, die mindestens 17 verschiedene Arten von Krebs begünstigen. In der Studie beziffern die Forscher das Risiko für Mutationen in einzelnen Geweben erstmals sehr genau. Demnach treten bei Rauchern in einer Zelle des Kehlkopfs 97 zusätzliche Mutationen pro Jahr auf, in der Rachenhöhle 39, im Mund 23. Selbst in Organen wie Harnblase oder Leber, die nicht direkt mit dem Qualm in Berührung kommen, registrierten die Forscher mehr Mutationen. Insgesamt am stärksten leiden die Zellen der Lunge.
Für die Analyse verglichen die Mediziner das Erbgut Tausender Tumore von Rauchern und Personen, die nie geraucht hatten. Fünf Mutationsmuster kommen in Tumorgewebe von Rauchern besonders häufig vor, schreiben die Wissenschaftler. Eine Variante von Defekten fanden sie hauptsächlich in Organen wie dem Kehlkopf, die dem Rauch direkt ausgesetzt sind.
Vollständig ist der Mechanismus der Krebsentstehung infolge des Rauchens noch immer nicht entschlüsselt. Vor allem bei jenen Organen, die nicht mit dem Rauch in Berührung kommen, bestehen Unklarheiten. "Unsere Forschung macht deutlich, dass der Weg, wie Rauchen Krebs verursacht, noch komplexer ist als gedacht", sagte Mike Stratton vom Wellcome Trust Sanger Institute, das ebenfalls an der Studie beteiligt war.
In Deutschland sterben laut Zahlen des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ jährlich 121 000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Neben Krebs begünstigt das Rauchen auch Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.