Streit um Zika:Wie wirkt sich Olympia auf die Zika-Epidemie aus?

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Werden die Besucher der Spiele in Rio das Zika-Virus in ihre Heimatländer mitnehmen? Nach großen Sportveranstaltungen gab es bislang kaum Belege für die Ausbreitung von Krankheiten.

Von Kai Kupferschmidt

Mitfiebern sollen die Fans, wenn im August in Rio de Janeiro die besten Sportler der Welt um olympisches Gold kämpfen. Doch was, wenn die Besucher hinterher auch das Zika-Fieber mit nach Hause tragen? Eine Gruppe von 150 Wissenschaftlern hat in einem offenen Brief an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert, dass die Olympischen Spiele verlegt oder verschoben werden - zu groß sei die Gefahr, dass sie zur Drehscheibe für den Erreger werden. "Es ist ein unnötiges Risiko, wenn 500 000 Touristen aus aller Welt die Spiele besuchen, sich möglicherweise mit dem Virus infizieren und dann in Heimatländer zurückkehren, wo das Virus sich ausbreiten kann", schreiben die Autoren, unter ihnen zum Beispiel der angesehene US-Bioethiker Arthur Caplan.

Die Antwort der WHO kam prompt: Es gebe keinen Grund, die Spiele zu verschieben. "Ich denke, das ist die richtige Entscheidung", sagt der Infektionsmediziner Jeremy Farrar. Die Mücken, die das Virus übertragen, sind im August weniger aktiv. Viele Touristen werden zudem in Länder zurückkehren, in denen das Virus sich kaum ausbreiten kann, weil die entsprechende Mückenart dort nicht vorkommt. Und die Krankheit verbreite sich ohnehin, sagt Farrar. "Ich glaube nicht, dass die Olympischen Spiele das groß beeinflussen werden." Täglich reisen Tausende Touristen und Geschäftsleute in eins der 60 Länder, in denen Zika übertragen wird. Da fallen die Olympia-Fans nicht mehr besonders ins Gewicht.

Die Wissenschaft stützt diese Sicht. Forscher untersuchen seit Jahren, wie bedeutsam Massenveranstaltungen für die Ausbreitung von Seuchen sind. Ursprung des Forschungsfeldes ist die jährliche Pilgerreise nach Mekka. Mehr als zwei Millionen Muslime aus aller Welt treffen jedes Jahr bei dieser Fahrt in Saudi-Arabien zusammen, und in der Vergangenheit gab es dabei zum Beispiel Ausbrüche von Pocken, Pest oder Typhus.

Doch gerade bei großen Sportveranstaltungen gibt es kaum Belege für Ausbrüche. So gab es vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ähnliche Ängste wie jetzt in Brasilien. Damals fürchteten Mediziner, dass Fans sich in Deutschland mit den Masern infizieren und die Krankheit dann in ärmere Länder tragen könnten, wo das Virus eliminiert ist. Experten vom Robert-Koch-Institut untersuchten das später. Sie fanden keinen einzigen Fall. Studien zu anderen Fußballturnieren und den Olympischen Spielen 2012 in London kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

Warum? Zum einen sind die Besucher solcher Sport-Ereignisse meist jung, gesund und eher wohlhabend - anders etwa als viele Mekka-Pilger. Hinzu kommt, dass die Olympischen Spiele offenbar ebenso viele Besucher abstoßen wie anziehen. Der kanadische Forscher Kamram Khan hat die Besucherströme untersucht und konnte 2004 in Athen keinen Netto-Besucheranstieg feststellen. 2008 in Peking registrierte er sogar einen leichten Rückgang. Viele Menschen vermieden es offenbar, ausgerechnet während der Olympischen Spiele eine Stadt zu besuchen, so Khan.

© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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