Krankheiten:Saarland schließt Grenzen, Bäder, Discos, Clubs und Bordelle

Covid-19
Polizeibeamte kontrollieren am Grenzübergang Goldene Bremm den Grenzverkehr aus Frankreich. Foto: Thomas Frey/dpa (Foto: dpa)

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Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Kampf gegen das Coronavirus schränkt die saarländische Landesregierung das öffentliche Leben weiter ein. Am Sonntagabend kündigte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) in Saarbrücken an, dass von Montagmorgen (8.00 Uhr) an die Grenzen zu Frankreich und Luxemburg geschlossen werden. Es gebe aber Ausnahmen für Pendler. So solle etwa die medizinische Versorgung in Kliniken oder die Produktion etwa von Lebensmittelbetrieben aufrecht erhalten werden, erklärte Hans.

Der Beschluss, der ab Montagmorgen 8.00 Uhr gilt, sei allen nicht leicht gefallen und abgestimmt mit den Partnern in Frankreich und Luxemburg, sagte der Saar-Regierungschef. Sie bedeute keinen Rückzug ins Nationale. Es sei eine Maßnahme, die der Eindämmung der Corona-Pandemie diene.

Mit Stand Sonntagabend gab es Hans zufolge rund 80 Menschen im Saarland, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Einige Patienten seien in einem kritischen Zustand. Es sei nicht auszuschließen, dass noch weitere, einschränkende Maßnahmen ergriffen werden müssten, sagte Hans.

Bereits am Samstag hatte das Gesundheitsministerium des Saarlandes angeordnet, dass ab sofort Schwimmbäder, Kinderindoorhallen, Discos, Bars, Clubs und Bordelle geschlossen werden müssen. So solle in "diesen gefährdeten Bereichen, in denen im begrenzten Raum viele Menschen zusammentreffen und sich Körperkontakte nicht vermeiden lassen, eine schnelle Übertragung und Ausbreitung des Virus verhindert werden". Die Regelung gelte vorerst bis zum 24. April.

Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen im Saarland hat sich seit Freitag mehr als verdoppelt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums stieg die Zahl der bestätigten Sars-Cov-2-Infektionen bis Sonntag (Stand 13.00 Uhr) um 39 auf landesweit 74 Fälle. Rückkehrer aus Ländern, die vom Robert Koch-Institut als Risikogebiete gekennzeichnet sind, sollten besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen, teilte das Gesundheitsministerium mit. In erster Linie gelte es, den Kontakt zu älteren Menschen zu meiden. Die Urlauber sollten sich vierzehn Tage lang zuhause aufzuhalten.

Neu geregelt wurde auch der Besuch von Kinos und Altenheimen, der nur noch beschränkt und unter Hygieneauflagen möglich ist. So müssten in Kinos Warteschlangen vermieden werden, und im Kinosaal solle ein Abstand von zwei Metern eingehalten werden. Ideal sei, wenn Besucher versetzt platziert würden. Wichtig sei auch hier ein guter Hygieneschutz. In der Nacht zum Freitag hatte das Saarland als erstes Bundesland angekündigt, seine Kitas und Schulen ab Montag bis zum Ende der Osterferien (24. April) zu schließen.

Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte am Samstag: "Ich appelliere an die Saarländerinnen und Saarländer, dass sie diese Maßnahmen mittragen - damit können wir gerade ältere und chronisch kranke Mitmenschen schützen. Je langsamer sich das Virus ausbreitet, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen." Es müsse "alles dafür getan werden, eine weitere Ausbreitung und damit das Ansteigen der bestätigten Fälle zu verhindern", sagte der Leiter des Krisenstabes, Stephan Kolling, nach einer Sondersitzung des Saar-Kabinetts.

Auf eine Schließung von Fitnessstudios, Zoos oder Gastronomie und Shisha-Bars wurde bislang verzichtet. "Hier erwarten wir, dass die Betreiber Regelungen treffen, dass Hygiene großgeschrieben und Zugangssteuerung erfolgen wird", sagte Kolling. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass auch hier Maßnahmen notwendig würden.

Das Saarland sieht sich an der Grenze zum Corona-Risikogebiet Grand Est in Frankreich besonderen Herausforderungen im Kampf gegen das Coronavirus ausgesetzt.

Die Saarbahn und andere saarländische Verkehrsbetriebe teilten am Samstag mit, den grenzüberschreitenden Verkehr ab Montag bis auf Weiteres einzustellen. Fahrgäste dürften saarlandweit seit Freitag in den Bussen nur noch hinten einsteigen, hieß es.

Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) rief die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Mit der Coronavirus-Epidemie stellten Blutspendedienste "eine spürbar gesunkene Spendenbereitschaft" fest, teilte Bachmann am Samstag mit. Blutpräparate hätten mitunter nur eine kurze Haltbarkeit. Deshalb wirkten sich schon Spendenrückgänge um 15 Prozent deutlich auf den Bestand von zur Verfügung stehenden Blutkonserven aus.

"Um die Versorgung weiterhin gewährleisten zu können, bitte ich gesunde Bürgerinnen und Bürger, weiterhin regelmäßig die lokalen Blutspendestationen aufzusuchen", sagte Bachmann. Der Besuch eines Blutspendetermins erhöhe nicht das Risiko für eine Ansteckung mit dem Virus: Es würden dort "sehr hohe Hygienestandards" gelten, "so dass für Blutspender keine Gefahr zur Ansteckung mit einer Infektionskrankheit besteht", so die Ministerin.

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