Krankheiten - Geiselwind:Corona-Krise bringt Freizeitparks in existenzielle Not

Bayern
Wolken türmen sich über den Fahrgeschäften des Freizeitparks "Skylinepark" auf. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Günzburg/Zirndorf (dpa/lby) - Achterbahnen stehen still, keine langen Schlange vor den Fahrgeschäften - stattdessen Malerarbeiten und Kurzarbeit: Wegen der Corona-Krise droht manch ein Freizeitpark pleitezugehen und für immer schließen zu müssen. Wenn auf den ausgefallenen Saisonstart in den Osterferien auch ein Besuchsverbot in den Sommerferien folgen sollte, könnte das für rund 40 Prozent der Parks das Aus bedeuten, sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU), Jürgen Gevers. "Mit rund sieben Monaten, in denen Geld verdient wird, ist die Saison kurz." Seine Mitglieder hätten akute Probleme mit der Finanzierung. Die Sofortmittel der Regierung reichten nicht aus.

Konkret bedeutet das zum Beispiel Kurzarbeit, wie die Geschäftsführerin des Legolands in Günzburg, Manuela Stone, der Deutschen Presse-Agentur sagte: "Derzeit sind über 700 saisonale wie festangestellte Mitarbeiter in Kurzarbeit Null mit Aufstockung des gesetzlichen Betrags um den freiwilligen, arbeitgeberseitigen Zuschuss." Vor Ort seien inklusive der Auszubildenden noch 80 Mitarbeiter. Sie erledigten Verwaltungsaufgaben und beantworteten Anfragen von Kunden. Zudem würden Wartungsarbeiten durchgeführt.

"Das Coronavirus hat uns aus voller Fahrt abgebremst", sagte Stone. Die Vorbereitungen für die Saison seien so gut wie abgeschlossen gewesen, Blumen gepflanzt, die Fahrzeuge der Attraktionen wieder an Ort und Stelle. "Wir können jederzeit starten", sagte sie. "Von unseren kleinen und großen Fans bekommen wir viele Nachrichten wie sehr sie sich schon auf den Besuch im Legoland freuen." Das zeige auch, wie groß der Wunsch in den Familien nach ein bisschen Entspannung und Normalität unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen sei.

Auch VDFU-Geschäftsführer Gevers sagte, Schutzmaßnahmen seien in den Parks relativ gut einzuhalten: "Die Betreiber haben Hausrecht und können entscheiden, dass man nur mit Mundschutz reinkommt." An den Eingängen könnte die Zahl der Besucher reguliert werden. Und die Frequenz der Reinigung etwa von Toiletten könnte erhöht werden.

20 000 Arbeitsplätze inklusive Zulieferer sind nach Gevers Angaben mit der Branche in Bayern verknüpft, deutschlandweit 150 000. Gerade Parks mit Tieren könnten die laufenden Kosten nicht einfach runterschrauben. "Auch wir sind der Meinung, Gesundheit steht über der Wirtschaft", betonte Gevers. Doch wo ein Freizeitpark schließe, mache nicht so schnell ein anderer auf. Und diese Einrichtungen seien oft in strukturschwächeren Regionen - und dort durchaus ein Jobmotor.

Legoland-Chefin Stone sagte: "Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze zu erhalten und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf unsere Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten." Der Playmobil-FunPark in Zirndorf bei Nürnberg teilte mit, Mitarbeiter bauten Überstunden ab oder nehmen Urlaub. "Wir ermöglichen den Aufbau von Minusstunden." Etwas mehr als 100 Menschen plus Saisonkräfte seien dort beschäftigt. Die Zeit jetzt werde etwa für Pflaster- und Malerarbeiten genutzt, Neuheiten würden fertiggestellt. Auch der Freizeitpark Ruhpolding wird laut Homepageeintrag für die neue Saison startklar gemacht.

Wann die Parks wieder öffnen können, ist derzeit völlig unklar. Sie bereiten sich aber schon vor. So heißt es auf der Internetseite des Freizeit-Lands in Geiselwind: "Alle Mitarbeiter sind zu Covid-19 sensibilisiert worden und werden weiterhin in ihren Fachbereichen und im Umgang mit Besuchern gezielt geschult." Der Skyline Park im Allgäu klärt auf seiner Homepage schon mal über "Vorkehrungen zum Schutz des Wohlergehens unserer Gäste und Mitarbeiter" auf - dazu gehören Abstand halten beim Husten und Niesen, Händeschütteln vermeiden, regelmäßig seine Hände mit Seife waschen oder Desinfektionsmittel verwenden. Hierzu werde das Angebot im Park erhöht. Und Jahreskarten würden automatisch um die Anzahl der geschlossenen Tage verlängert.

"Ein Start ist für uns jederzeit möglich, sobald die Lage sich entspannt und die Regierung hierfür grünes Licht gibt", erklärte ein Sprecher des Playmobil-FunParks. Die Außensaison dauere regulär bis Anfang November, dann folge der Winterzauber. "Wir hoffen darauf, dass viele Familien ihren Besuch zu einem späteren Zeitpunkt nachholen, wenn die Maßnahmen gelockert werden können." Legoland-Geschäftsführerin Stone betonte, dass die Osterferien die erste Hochsaison gewesen wären. Im Feriendorf und Partnerhotels habe es alleine bis zum 19. April mehr als 4000 Buchungen gegeben.

VDFU-Geschäftsführer Gevers sagte, die Betreiber - in der Regel mittelständische Familienunternehmen - hätten Probleme, Kredite zu bekommen. Banken forderten eine hundertprozentige Sicherheit, die es nicht gebe. Nicht absehbar sei auch, wie sich die Nachfrage entwickle, wenn die Parks wieder öffnen. Wegen Kurzarbeit hätten manche unter der Woche vielleicht mehr Zeit, achteten womöglich aber auch mehr aufs Geld. Gerade in den bayerischen Parks überwiege jedoch noch die Hoffnung - vor allem auf das Geschäft in den Pfingstferien.

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