Krankheiten - Duisburg:Kritik an vorzeitiger Impfung des Duisburger Hafenchefs

Corona
Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) spricht zu den Medien vor dem Rathaus am Burgplatz. Foto: Christoph Reichwein/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) hat die vorzeitige Corona-Schutzimpfung von Hafenchef Erich Staake (67) scharf kritisiert. "Hunderttausende Menschen haben sich in den vergangenen Wochen die Finger wund gewählt, um einen Impftermin zu bekommen", erklärte Link am Mittwoch auf Anfrage. "Wer meint, den Weg zur Spritze abkürzen zu können, schadet dem ohnehin angeschlagenen Vertrauen in der Bevölkerung massiv."

Auch die Opposition im Landtag kritisierte Staake. "Vordrängeln beim Impfen geht gar nicht", sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty der "Rheinischen Post". "Wer nicht dran ist, hat beim Impftermin nichts zu suchen", ergänzte er. "Dieses Verhalten widerspricht jedem Gerechtigkeitsgefühl", sagte Mehrdad Mostofizadeh, der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Landtag. "Der Vorgang muss aufgeklärt werden."

Der Aufsichtsrat des Hafens wird laut "RP" den Fall diskutieren. Das Unternehmen gehört mehrheitlich dem Land Nordrhein-Westfalen.

Der 67-Jährige Staake war bereits am 13. Januar und am 3. Februar geimpft worden, wie ein Sprecher des Duisburger Hafens der "Rheinischen Post" bestätigt hatte. Mit seinem Alter wäre er noch nicht an der Reihe gewesen. Die Stadt Duisburg ist zusammen mit dem Land Eigentümerin der Hafengesellschaft Duisport. Auf dpa-Anfrage äußerte sich die Duisburger Hafengesellschaft zunächst nicht.

In der "RP" hatte der Hafensprecher die frühe Impfung damit gerechtfertigt, dass der Duisburger Hafen als "systemrelevantes Unternehmen" eingestuft worden sei. "Die bestmögliche Ausübung seiner Tätigkeit" erfordere von Staake internationale Mobilität und zahlreiche Auslandsreisen - allein ein halbes Dutzend im ersten Quartal, so der Sprecher. Staake habe sich deshalb entschieden, an einer Impfung teilzunehmen, bei der Restdosen zur Verfügung standen.

Duisburgs Oberbürgermeister wies diese Rechtfertigung zurück: "Impfstoff ist Mangelware - das gilt heute, und umso mehr galt es im Januar diesen Jahres. Sich danach auch noch als Retter von wertvollen Impfdosen, die sonst weggeworfen würden, aufzuspielen: Da hört bei mir jedes Verständnis auf", sagte Link.

Angesichts des knappen Impfstoffs gilt eine strenge Reihenfolge, wer zuerst geimpft wird. Die über 80-Jährigen und die Menschen in Pflegeheimen erhalten den Schutz vorrangig, weil das Todesrisiko bei Covid-19 bei den Hochbetagten am größten ist. Für Schlagzeilen hatten aber Fälle gesorgt, in denen führende Mitarbeiter im Klinik- oder Feuerwehrbereich sowie Bürgermeister den Impfstoff bereits erhalten hatten.

© dpa-infocom, dpa:210324-99-945955/4

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