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Krankheiten - Düsseldorf:Corona: Verstöße gegen Kontaktverbot - Weniger Kriminalität

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Streit um Toilettenpapier oder verbotenes Fitnesstraining in großer Gruppe: Die Behörden in NRW haben in den ersten Tagen seit Verhängung drastischer Corona-Maßnahmen fast 250 Verstöße gezählt. Der größte Teil davon seien Verstöße gegen das Kontaktverbot im öffentlichen Raum, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf.

Zu den drastischsten Fällen gehörten rund 20 Personen, die auf einem Spielplatz in Bochum Fitnessübungen gemacht hätten, sagte Reul. Als die Freizeitsportler sich weigerten, die verbotene Ansammlung aufzulösen, wurden sie zur Polizei gebracht. In Köln sei es zu einem handfesten Streit mit einer 69 Jahre alten Dame gekommen, die im Supermarkt mehr als die erlaubten zwei Pakete Toilettenpapier kaufen wollte. Die Seniorin habe sich mit einem "gezielten Schlag" gewehrt.

Insgesamt zählten die NRW-Behörden bis Mittwoch nach Angaben Reuls 249 Verstöße mit rund 2000 involvierten Menschen gegen die seit Montag geltenden Corona-Maßnahmen. Davon sei allein 219 Mal gegen das Ansammlungsverbot verstoßen worden, sagte Reul. Seit Montag dürfen sich nicht mehr als zwei Personen im öffentlichen Raum versammeln. Ausgenommen von dem Verbot sind Familien sowie in einem Haushalt lebende Personen. Wie viele Strafanzeigen und Bußgelder bisher verhängt wurden, konnte Reul noch nicht beziffern. Die allermeisten Menschen hielten sich aber an die strengen Regeln, mit denen die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt werden soll.

Die Corona-Krise hat zumindest bei der Kriminalitätsbekämpfung offenbar einen positiven Effekt. So scheinen die Straftaten in einigen Bereichen in Nordrhein-Westfalen zurückzugehen. Die Fälle von Taschendiebstählen, Einbrüchen und Raubdelikten seien im März dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Auch habe es bislang weniger Verkehrstote gegeben. Reul schränkte aber ein, dass es noch keine belastbaren Zahlen gebe. Aber es zeigten sich "Tendenzen".

Demnach seien zum Stichtag 25. März die Einbruchszahlen um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Es habe auch ein Drittel weniger Taschendiebstähle und 170 Raubdelikte weniger gegeben. Im Vergleich zum März 2019, als es 37 Verkehrstote gab, habe man aktuell 17 Opfer gezählt. Auch bei Aktivitäten von Extremisten seien bisher "keine Auffälligkeiten" festgestellt worden, die beunruhigen müssten.

Zugleich warnte Reul vor neuen Betrugsmaschen in der Corona-Krise. So solle man unter anderem nicht auf Angebote eingehen, falls Corona-Tests ohne Vorankündigung durch die Behörden an der Haustür angeboten werden. Das sei der "Enkeltrick in weißen Kitteln". Der Innenminister warnte auch vor Wucherpreisen für Medikamente oder Güter des Alltagsbedarfs im Internet.

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