Krankheiten - Berlin:Abi ohne Prüfungen? Plan B ist jetzt gefragt

Berlin
Schülerinnen und Schüler schreiben eine Abiturprüfung. Foto: Roland Weihrauch/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Berlins Schülerinnen und Schüler, die sich auf die Abiturprüfungen vorbereiten, können nicht sicher sein, ob sie wirklich stattfinden. Manche plädieren längst dafür, sie ausfallen zu lassen. "Wir nehmen die Sorgen der Abiturientinnen und Abiturienten natürlich ernst", sagte der Sprecher der Bildungsverwaltung Martin Klesmann am Dienstag. Die Kultusministerkonferenz (KMK) habe sich allerdings in der vergangenen Woche auf ein einheitliches Vorgehen verständigt, wonach die geplanten Prüfungen nach den Osterferien stattfinden sollen.

"Senatorin Scheeres hat betont, dass diese auch in sonst geschlossenen Schulen stattfinden werden", sagte Klesmann. "Ihr ist es wichtig, dass die Bundesländer hier gemeinsam vorgehen. Sollte sich die Lage ändern, sind wir auch auf Alternativmodelle vorbereitet." Miguel Gongora vom Landesschülerausschuss forderte in der "taz" (Dienstag): "Wir wollen, dass alle Prüfungen abgesagt werden."

Die Abiturprüfungen ausfallen zu lassen, ist nach Einschätzung des Berliner Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Tom Erdmann, machbar. In Berlin sind die Schulen seit Mitte März bis zum 20. April geschlossen. "Wenn das öffentliche Leben dann wieder funktioniert, sollten die Abiturprüfungen stattfinden", sagte Erdmann. Aber das sei nicht absehbar. "Die Bildungsverwaltung muss sich ab Ostern ernsthaft Gedanken machen, wie ein Abitur ohne Prüfungen aussehen kann."

In dem Fall könnten alle Schülerinnen und Schüler ein Abi bekommen, die zur Prüfung zugelassen waren. Die Abiturnote müsste sich dann auf der Grundlage der bisherigen Leistungen berechnen. "Das hätte allerdings den Nachteil, dass die Schüler ihre Noten nicht mehr verbessern können", sagte Erdmann. "Es wird in diesem Jahr kein gerechtes Abitur geben." Denn keine Lösung werde allen gerecht.

Auch Berlins Elternausschuss-Vorsitzender Norman Heise weist darauf hin, dass manche Schüler erst bei den Abiprüfungen richtig aufdrehen würden. Die seien dann im Nachteil. Es sollte deshalb die Möglichkeit geben, freiwillig an den Prüfungen teilzunehmen, forderte er.

Heise hält es für realistisch, die Prüfungen generell aber auch dann durchzuführen, wenn die Schulen nach den Osterferien noch geschlossen sein sollten. Es gebe genügend Räume, viele Schulen hätten auch große Menen und Sporthallen. "Wir gehen auch davon aus, dass es genügend Personal für die Aufsicht gibt."

Unter den Berliner Eltern seien die Ansichten sehr unterschiedlich, sagte Heise der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt solche, die sagen, unser Kind hat sich darauf vorbereitet und will die Arbeiten schreiben, und andere, die verunsichert sind und genau das nicht wollen."

Tom Erdmann weist darauf hin, dass es Gründe gibt, die gegen die Prüfungen sprechen: So seien diejenigen benachteiligt, die sich zu Hause schlechter darauf vorbereiten konnten, sagte der GEW-Vorsitzende. "Nicht alle können dort gleich gut lernen."

Die Prüfungsvorbereitungen seien ohnehin erheblich erschwert, etwa weil die Bibliotheken geschlossen und keine Treffen von Prüfungsgruppen möglich seien. Das gelte ähnlich auch für andere Schulabschlüsse wie den Mittleren Schulabschluss (MSA). Die gleichen Überlegungen wie zum Abitur müssten auch in diesen Fällen angestellt werden, verlangte Erdmann.

Norman Heise wünscht sich von der KMK eine offene Diskussion über all diese Fragen, damit Eltern und Schüler mitdiskutieren könnten. "Es ist für alle eine außergewöhnliche Belastung zurzeit." Und er schlägt vor, die Hochschulen sollten überlegen, nicht das Abitur vorauszusetzen, sondern stattdessen Eignungstests für das jeweilige Studienfach anzubieten - dann wäre die Diskussion um die Prüfungen überflüssig, die vielen Eltern und Schülern Sorgen macht.

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