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Krankenhäuser - Oberwesel:Galgenfrist für klamme Loreley-Kliniken

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St.Goar/Oberwesel (dpa/lrs) - Die von der Schließung bedrohten Loreley-Kliniken in St. Goar und Oberwesel haben eine Galgenfrist bekommen. Bei einer Gesellschafterversammlung am Donnerstag sei noch keine Entscheidung gefallen, wie der Krankenhaus- und Altenheimkonzern Marienhaus mitteilte. Der christliche Hauptgesellschafter will die beiden klammen Krankenhäuser schließen, weil sie unrentabel seien.

Die Minderheitsgesellschafter, die Kleinstädte St. Goar und Oberwesel sowie die neue Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein, wollen die Kliniken dagegen erhalten. Eine Entscheidung solle bei einer weiteren Gesellschafterversammlung am Gründonnerstag (9. April) fallen, sagte Marienhaus-Sprecher Heribert Frieling.

2019 hatte der Konzern mit seiner überraschenden Ankündigung eines Rückzugs Demonstrationen ausgelöst. Am Donnerstag hängten Anwohner Betttücher als Zeichen stillen Protestes aus ihren Fenstern. Das Deutsche Rote Kreuz wollte einst erst für Marienhaus einspringen, wandte sich aber ebenfalls wieder ab, weil die Kliniken nicht rentabel seien.

Der Vorschlag der kommunalen Gesellschafter, die Krankenhäuser auch für die Behandlung von Corona-Patienten einzusetzen, wurde laut Frieling vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium abgelehnt. Denn Notaufnahme und Intensivversorgung der Loreley-Kliniken seien schon Anfang 2020 geschlossen worden.

Marienhaus strebt nach Frielings Worten eine geordnete Schließung und keine Insolvenz an: "Der Gesellschaft drohen nämlich sehr rasch die finanziellen Mittel auszugehen." Bei einer strukturierten Schließung könnten anders als bei einer Pleite über einen Sozialplan wohl Abfindungen fließen.

Der Oberweseler Stadtbürgermeister Marius Stiehl (CDU) sagte: "Das versteht doch niemand. Wegen der Corona-Pandemie werden woanders Notkrankenhäuser eröffnet und bei uns sollen zwei Krankenhäuser geschlossen werden." Gerade jetzt würden diese dringend gebraucht.

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