Krankenhäuser - Berlin:Krankenhausstreik fortgesetzt: Verdi hofft auf Gespräche

Berlin
Ein Transparent mit der Aufschrift "Warnstreik" hängt vor dem Bettenhochhaus der Charité. Foto: Jörg Carstensen/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Die Gewerkschaft Verdi hat am Dienstag den Streik an den Berliner Krankenhäusern von Vivantes und Charité fortgesetzt. Laut Verdi sollten 1200 Betten gesperrt werden. Am Nachmittag demonstrierten Krankenhausmitarbeiter in Berlin-Mitte. Sie wollten von der Charité zum Roten Rathaus ziehen.

Für Mittwoch sei ein weiteres Gespräch mit der Charité geplant, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Meike Jäger. Wann mit Vivantes weiter verhandelt werde, sei noch unklar. Verdi hoffe, dass das Unternehmen bald wieder an den Verhandlungstisch zurückkehre.

Vivantes hatte am Montag über eine eingeschränkte Patientenversorgung wegen des Streiks berichtet, unter anderem in einer Rettungsstelle. "Es passiert auch sehr oft ohne Streik, dass Rettungsstellen abgemeldet werden", entgegnete Jäger.

Nach Angaben des Ärztlichen Direktors im Vivantes Klinikum Spandau, Jörg Müller, gab es dort erhebliche Einschränkungen. "Wir mussten die Rettungsdienste in Spandau bitten, neurologische Akutpatienten mit lebensbedrohlichen Krankheitsbildern möglichst in andere Kliniken zu transportieren."

"Diese Art von Vorwürfen weisen wir zurück. Es ist nicht so, dass wir nicht genügend Personal in die Rettungsstellen schicken würden", so Jäger. Sie sehe in den Vivantes-Meldungen eher einen Versuch, den Streik in ein schlechtes Licht zu rücken.

Die Geschäftsführerin des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Ilona Köster-Steinebach, unterstützt den Ausstand. Sie betonte, dass Sperrungen von Betten oder Stationen nichts Neues seien. "Das findet aber auch unter Normalbedingungen aufgrund des Pflegepersonalmangels derzeit schon statt", sagte sie im RBB-Inforadio.

Das Problem sei, dass die Krankenhäuser weiter Patienten aufnähmen, bei denen Eingriffe verschiebbar seien, sagte Jäger. Dadurch könnten Patienten aus den Rettungsstellen nicht auf die Stationen gebracht werden, weil keine Betten frei sind. "Wir haben mehrfach versucht, mit der Arbeitgeberseite zu klären, dass sie die Auslastung der Stationen herunterfahren müssen. Das haben sie aber nicht", so die Verdi-Verhandlungsführerin.

Am vergangenen Montag hatte Vivantes ein Modell für mehr Entlastung vorgestellt. Es sieht unter anderem vor, dass Leistung künftig dem Personal folgen soll. "Wir würden dann nur noch so viel Leistung erbringen, wie wir auch gemeinsam mit Verdi vereinbartes Personal in den Kliniken haben", sagte Vivantes-Personalchefin Dorothea Schmidt.

"Wir finden den Ansatz sehr interessant, wollen aber verstehen, wie der Prozess dahin aussehen soll", sagte Jäger. "Solange Vivantes aber nicht erklärt, wie man da hinkommt, ist es für uns schwierig zu sagen: Okay, wir machen das so."

Am Donnerstag waren Mitarbeiter in den landeseigenen Kliniken von Vivantes und Charité in den unbefristeten Streik getreten. Sie setzen sich bei beiden Einrichtungen für einen Entlastungstarifvertrag ein. Bei den Vivantes-Töchtern geht es außerdem um bessere Arbeitsbedingungen sowie ums Geld.

Täglich wird mit rund 1000 Streik-Teilnehmern gerechnet. Verdi sichert zu, dass Notfälle und die Patienten, die zur stationären Behandlung im Krankenhaus sind, versorgt werden.

© dpa-infocom, dpa:210913-99-204513/4

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