Immer mehr Patienten melden sich auch mit Bagatellerkrankungen als Notfall in den Kliniken. Mittlerweile kommen mehr als 20 Millionen Menschen jährlich in eine Notaufnahme, ergibt eine Studie des Instituts AQUA. Bis zu zwei Drittel von ihnen könnten bedenkenlos auch vom niedergelassenen Arzt behandelt werden. Durch die Verstopfung der Notaufnahmen seien lebensbedrohlich erkrankte Patienten in Gefahr, zu spät behandelt zu werden.
Das Problem nimmt der Erhebung zufolge zu: Pro Jahr drängen vier bis neun Prozent mehr Patienten in die Notaufnahmen. Ursache seien in vielen Fällen Unsicherheiten und Unwissen der Erkrankten. So sei vielen gar nicht bekannt, dass sie außerhalb der Sprechzeiten den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 anrufen können. Die Nummer ist für nicht lebensbedrohliche Erkrankungen gedacht. Patienten erfahren dort, welcher Arzt gerade Bereitschaft hat oder bekommen einen Mediziner vermittelt, der sie zuhause aufsucht. Mitunter gehen Patienten aber auch deshalb in eine Notaufnahme, weil sie sich dort eine schnelle und bessere Versorgung erhoffen.
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Unser Autor gesteht: Auch er geht wegen Kleinigkeiten in die Notaufnahme - weil es praktisch ist. Von einer Zuzahlung hält er nichts. Es gibt nämlich eine bessere Lösung.
Für Kliniken ist die Notfallversorgung mittlerweile ein milliardenteures Minusgeschäft: "Einem durchschnittlichen Erlös von rund 40 Euro pro ambulantem Notfall stehen Fallkosten von mehr als 100 Euro gegenüber", sagt der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum.
Der Ersatzkassenverband, zu dem unter anderem die Techniker Krankenkasse (TK), Barmer GEK und DAK-Gesundheit gehören, fordern die flächendeckende Einrichtung sogenannter Portalpraxen an allen Krankenhäusern. Dort sollen Patienten zunächst einmal begutachtet werden. Je nach Dringlichkeit sollen sie dann entweder an eine niedergelassene Arztpraxis, eine ambulante Notdienstpraxis im Krankenhaus oder die Notaufnahme weitergeleitet werden.