Süddeutsche Zeitung

Ebola:Außer Kontrolle

Die Gesundheitsbehörden im Kongo haben bislang mehr als 1000 Ebola-Fälle registriert. Die WHO befürchtet, dass sich das Virus weiter ausbreitet.

Im Kongo sind mittlerweile mehr als Tausend Menschen an dem gefährlichen Ebola-Virus erkrankt. Die Zahl der Fälle liege bei 1009, davon seien 944 im Labor bestätigt, teilte die kongolesische Regierung am Wochenende mit. "Hinter diesen Zahlen verbergen sich Hunderte kongolesische Familien, die direkt von dem Virus betroffen sind, sowie Hunderte Waisen", sagte Gesundheitsminister Oly Ilunga Kalenga. Bislang sind demnach 629 Menschen an Ebola gestorben, davon wurden 564 Fälle im Labor bestätigt.

Allerdings habe man es geschafft, die geografische Verbreitung von Ebola aufzuhalten, hieß es. Das Virus habe sich nicht über die zwei Provinzen Nord-Kivu und Ituri hinaus ausgebreitet. Das liege auch an Impfungen, die geholfen hätten, mehr als 91 000 Menschen zu schützen. Zudem überlebten nun rund 60 Prozent der Menschen, die in ein Behandlungszentrum eingeliefert werden, sagte Kalenga.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt jedoch, dass das Risiko einer Ausbreitung weiter sehr hoch sei, vor allem, falls Gewalt und politische Instabilität die Arbeit der Helfer weiter beeinträchtigen. Ein Behandlungszentrum im Osten Kongos ist zum Beispiel in vier Tagen zwei Mal angegriffen worden. "Dieser Ausbruch dauert schon viel zu lange", sagt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Es ist der zehnte und bislang tödlichste Ebola-Ausbruch im Kongo. Er ist schwieriger einzudämmen als frühere Ausbrüche, da im Osten des Landes mehrere bewaffnete Gruppen aktiv sind und viele Orte für die Mediziner nicht zugänglich sind. Hinzu kommt, dass in der Bevölkerung viel Angst und Skepsis gegenüber den Behörden und den Helfern herrscht. So verstecken zum Beispiel viele Familien Ebola-Erkrankte, anstatt sie in eine Klinik zu bringen.

"Nur wenn die Gemeinden sich den Kampf gegen Ebola zu eigen machen, kann die tödlichste Ebola-Epidemie in der Geschichte unseres Landes beendet werden", appelliert Kalenga an die Bevölkerung. Die Gemeinden hätten eine kollektive und individuelle Verantwortung, die Ausbreitung von Ebola aufzuhalten und ihre Mitglieder zu schützen.

Die Bevölkerung für den Kampf gegen Ebola zu gewinnen brauche Zeit, sagt Tedros. "Es gibt keine schnellen Lösungen." Allerdings würden die WHO-Mitarbeiter jeden Tag dazulernen und sich an die verändernden Umstände anpassen. Es seien auch Fortschritte zu verzeichnen. So akzeptierten rund 90 Prozent der Menschen, die für eine Impfung in Frage kommen, diese auch.

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Quelle:
SZ vom 27.03.2019 / dpa
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