Zeugt dieses Engegefühl in der Brust von einem Herzanfall? Ehe der Patient sich aufwändigen Untersuchungen unterzieht, könnte er sich fragen, ob ihn vielleicht etwas ängstigt. Und wenn der ganze Körper sich warm anfühlt, naht nicht unbedingt eine Erkältung. Möglicherweise ist der Betroffene schlicht heftig verliebt. Emotionen drücken sich auch körperlich aus. In welchen Leibesregionen sich welche Gefühle bemerkbar machen, haben finnische Forscher nun detailliert dargelegt ( Proceedings of The National Academy of Sciences of The United States of America, online).
Um ihre Karte der Gefühle zu erstellen, haben die Wissenschaftler um Lauri Nummenmaa von der Aalto Universität mehr als 700 Menschen aus Nordeuropa und Taiwan nach ihren Körperwahrnehmungen befragt. Mithilfe von emotionsgeladenen Wörtern, Bildern, Geschichten und Filmsequenzen riefen die Forscher unterschiedliche Gefühle in den Versuchspersonen wach und baten diese dann, auf einer Zeichnung zu markieren, in welcher ihrer Körperregionen sich Aktivitäten verstärkten oder abschwächten. Angespannte oder erschlaffende Muskeln, steigende oder fallende Hauttemperaturen, beschleunigter oder verlangsamter Herzschlag gehörten dazu.
Am Ende zeigte sich, dass jedes Gefühl ein anderes Aktivitätsmuster hervorruft. Glück beispielsweise regt den ganzen Körper an, während die Depression alle spürbaren physischen Aktivitäten drosselt. Ärger wirkt sich auf die gesamte obere, aber nur wenig auf die untere Körperhälfte aus. Scham setzt heftige körperliche Prozesse in der Kopfregion in Gang, in Armen und Beinen schwächen sich alle Regungen eher ab.
Diese Muster traten unabhängig vom kulturellen Hintergrund der Probanden auf, was für eine biologische Grundlage der Gefühle spricht. Nummenmaa vermutet, dass es erst diese körperlichen Veränderungen die bewusste Wahrnehmungen der Gefühle ermöglichen.
Offenbar helfen die physischen Phänomene auch, Emotionen bei Mitmenschen wahrzunehmen. Versuchspersonen konnten aus den Körperzeichnungen anderer Probanden auf einen Teil der zugrundeliegende Gefühle schließen: Ärger und Überraschung identifizierten sie besonders zuverlässig. Furcht dagegen verkannten die meisten. Die Forscher hoffen, mit ihren Ergebnissen zur Diagnostik von seelischen Leiden beitragen zu können. Ein besseres Verständnis, wie Gefühle sich im Körper ausdrücken, könne Ärzten helfen, Depressionen oder Angststörungen zu erkennen.