Klimawandel:Asiatische Tigermücke breitet sich in Europa aus

Ihre Heimat sind die Tropen, dort überträgt die Asiatische Tigermücke gefährliche Krankheiten wie das Dengue-Fieber. Bis 2050 werden die Mücken aufgrund der Erderwärmung auch bei uns heimisch sein. Welche Gefahren das birgt - und wie man sich schützen kann.

2007 wurde die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) erstmals in Deutschland identifiziert. Dabei gehört sie eigentlich in die Tropen. Erst seit etwa 1990 breiten sich die Tiere in Europa aus.

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Vor allem in Italien hat sich die Asiatische Tigermücke mit den weißen Streifen auf Beinen und Rücken bereits weitestgehend festgesetzt.

(Foto: AFP)

Forschern aus Großbritannien und Belgien zufolge droht der Klimawandel die Zahl der Tiere in Nordwesteuropa und auf dem Balkan deutlich zu vergrößern. Wie die Wissenschaftler im Journal Interface der Royal Society berichten, haben sich die klimatischen Bedingungen bereits zwischen 1990 und 2009 in Frankreich, Italien, den Benelux-Ländern und den angrenzenden Gebieten Deutschlands aus Sicht der Tigermücke positiv verändert. Es ist im Winter wärmer geworden, dazu kommt mehr Niederschlag.

Vor allem in Italien hat sich die Mücke mit den weißen Streifen auf Beinen und Rücken nach Angaben der Wissenschaftler daher bereits weitestgehend festgesetzt. In Gebieten mit zunehmender Trockenheit wiederum, etwa Südspanien oder Korsika, hat sich das Klima für die Tigermücke verschlechtert. Die Verbreitungsangaben basieren auf Daten vom Dezember 2011.

Insgesamt geht die Gruppe um Cyril Caminade von der Universität Liverpool aufgrund ihrer Klimamodelle davon aus, dass sich das Klima etwa für den Zeitraum 2030 bis 2050 so verändert, dass die Tigermücke in weiten Teilen Europas die nötigen Lebensbedingungen findet.

Heikel ist, dass die Tiere verschiedene Krankheiten übertragen können, die in Europa zuvor nicht auftraten. So ist es in Frankreich und Kroatien zu Infektionen mit dem Erreger des Dengue-Fiebers gekommen, einer Krankheit, die vor 2010 nur von Asienreisenden nach Europa eingeschleppt worden war. Jährlich sterben mehr als 20.000 Menschen nach einer Infektion. Auch Chikungunya-, West-Nil-, und Gelbfieberviren können durch die Mücken von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Überträger tropischer Krankheiten

Die Gefahr für die Bevölkerung in Deutschland wird von Experten wie Gundel Harms-Zwingenberger vom Institut für Tropenmedizin an der Charité in Berlin allerdings gering eingeschätzt. Denn die Stechmücken müssen sich selbst mit den Krankheitserregern infizieren, um diese zu übertragen. Ein solches Reservoir gibt es jedoch bei uns nicht. "Das kann man sich zukünftig sicher mal vorstellen, aber momentan gibt es keine akute Gefahr."

Auch der Tropenmediziner und Parasitologe Egbert Tannich vom Bernhard Nocht-Institut in Hamburg hält die Gefahr derzeit noch "für sehr gering, denn Aedes albopictus ist bisher nur vereinzelt in Deutschland gefunden worden, unter anderem an der Schweizer Grenze". Angesiedelt habe sich diese Mückenart hierzulande bisher noch nicht.

Die Mücken können sich aber noch zu einem Risiko entwickeln. Denn anders als die etwa 50 einheimischen Mückenarten bevorzugt die Tigermücke Menschenblut. Sie wechselt zum Saugen zwischen Menschen, während ihre alteingesessenen Verwandten auch Vögel und kleine Tiere stechen.

Chikungunya-Fieber in Italien

"Wenn ein Reisender aus den Tropen bei uns ankommt und mit einem Virus infiziert ist, dann nimmt ihn die Mücke mit dem Blut auf", erklärt Tannich. Steche sie dann den nächsten Menschen, übertrage sie den Krankheitserreger auch auf diesen.

So hat es sich 2007 in Italien ereignet: Damals traten in der Provinz Ravenna innerhalb kurzer Zeit 150 bis 250 Fälle des Chikungunya-Fiebers auf. "Erst wusste man gar nicht, um was es sich dabei überhaupt handelte", sagt Tannich. Erst später stellte sich heraus, dass sich ein Reisender, der aus Indien zurückkam, offenbar mit dem Chikungunya-Virus infiziert hatte und das Virus über Stechmücken auf andere Menschen übertragen worden war.

Einen Trost gibt es: Die gängigen Mückenmittel wirken auch gegen die Tigermücke: "Diese Mittel wirken sehr breit und unabhängig von der Mückenart auf alle Stechmücken", sagt der Tropenmediziner. Zwar gebe es bereits vereinzelt Mückenstämme, die gegen diese Abwehrstoffe resistent geworden sind, diese kämen aber vorwiegend in Finnland und anderen Ländern Nordeuropas vor.

Wer sich also gegen die Tigermücke, aber auch gegen ihre harmloseren einheimischen Mückengenossen schützen will, sollte vor allem an lauen Abenden zum schützenden Mückenabwehrmittel greifen. Das verhindert nicht nur juckende Quaddeln, sondern kann unter Umständen auch vor ernsthaften Krankheiten bewahren.

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