Hamburg/Henstedt-Ulzburg (dpa/lno) - In Hamburg gibt es einen zweiten bestätigten Fall einer Coronavirus-Infektion. Es handle sich um eine aus dem Iran stammende Frau, die in der Hansestadt gemeldet ist, teilte die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz am Samstagabend mit. Sie sei in der Nacht zum Samstag mit leichten Symptomen in die Asklepios Klinik St. Georg gebracht und isoliert medizinisch betreut worden. Inzwischen befinde sie sich in häuslicher Isolation. Dem Kinderarzt des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE), dem ersten Hamburger Coronavirus-Fall, geht es derweil besser. Wie der Kreis Segeberg am Samstag weiter mitteilte, wurde bei seiner Ehefrau das Virus bisher nicht nachgewiesen. Dies ergab ein klinischer Test.
Die betroffene Frau aus dem Iran war den Angaben zufolge am 28. Februar von Teheran aus nach einem einwöchigen Aufenthalt in dem Land mit dem Flugzeug nach Hamburg zurückgereist. Die Erkrankte sowie alle weiteren Passagiere hätten nach bisherigen Erkenntnissen während des Fluges Mundschutz getragen. Die Mitreisenden der Frau werden nach den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts - Reisende, die in den je zwei Reihen vor und hinter ihr saßen - kontaktiert. Die familiären Kontaktpersonen der Frau seien häuslich isoliert.
Auch der in Henstedt-Ulzburg nördlich von Hamburg lebende UKE-Arzt und seine Frau befinden sich weiter in häuslicher Isolation, bis negative Abstrichproben vorliegen. Bei dem Mann war am Donnerstag das neuartige Virus nachgewiesen worden. Inzwischen seien alle der vom Ehepaar genannten etwa 60 Kontaktpersonen im privaten Umfeld ermittelt worden, teilte der Kreis Segeberg mit. Weitere Maßnahmen seien für diese Personen derzeit nicht erforderlich. Nach Auskunft der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz wurden alle Patienten und Mitarbeiter am UKE, mit denen der Betroffene Kontakt hatte, mittlerweile zweimal negativ getestet.
Der Arzt war den Informationen des Krankenhauses und der Gesundheitsbehörde zufolge in Norditalien im Urlaub gewesen und am vergangenen Sonntag an seinen Wohnort zurückgekehrt. Am Montag habe er noch am UKE gearbeitet - und dann am Dienstag während der Arbeit Krankheitssymptome entwickelt.
Angesichts der zwei Fälle in Hamburg erklärte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Samstag laut Mitteilung: „Die Menschen in Hamburg sollten weiter besonnen bleiben und sich in ihrem persönlichen Verhalten an die Hinweise der Gesundheitsbehörde und des Robert-Koch-Instituts halten.“
Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus ist nach Einschätzung der Hamburger Expertin Marylyn Addo noch keine Pandemie in Deutschland. „Bis vor einigen Wochen hatten wir nur wenige Einzelfälle, die relativ schnell eingedämmt werden konnten“, sagte die Leiterin der Sektion Infektiologie und Tropenmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf der Deutschen Presse-Agentur.
Nun gebe es viele Infizierte an mehreren Orten, vor allem in Nordrhein-Westfalen, und man wisse nicht, wo die Infektion herkomme. „Insofern ist das ein dynamischeres Geschehen, das über Einzelfälle hinausgeht“, meinte Addo. Aber insgesamt sei die Situation momentan noch gut unter Kontrolle. Man könne die meisten Infektionsketten zurückverfolgen. Addo fügte aber hinzu: „Wir wissen nicht, wo wir in zwei Monaten stehen.“
Für die Allgemeinbevölkerung gelte nach wie vor, sich so wie in der Grippesaison üblich zu verhalten: häufig Hände waschen, sich fernhalten von infizierten oder erkrankten Personen, Nies- und Husten-Etikette beachten. „Keine weiteren Maßnahmen darüber hinaus“ - so lautet Addos Empfehlung.