H5N1 in Kambodscha:Mädchen stirbt an Vogelgrippe

H5N1 in Kambodscha: Poster sollen die Wachsamkeit der Menschen in Kambodscha wecken. Das Gesundheitsministerium warnt vor dem Vogelgrippe-Erreger H5N1.

Poster sollen die Wachsamkeit der Menschen in Kambodscha wecken. Das Gesundheitsministerium warnt vor dem Vogelgrippe-Erreger H5N1.

(Foto: AP/AP)

Der verantwortliche Virusstamm ist im Land weit verbreitet - unterscheidet sich aber von den aktuell in Europa und Nordamerika heftig zirkulieren Erregern.

Von Berit Uhlmann

In Kambodscha ist vor wenigen Tagen ein elfjähriges Mädchen an der Vogelgrippe H5N1 gestorben. Anschließend wurde dem Gesundheitsministerium des Landes zufolge auch der Vater positiv getestet. Nach Angaben der Phnom Penh Post hat der 49-jährige Mann keine Symptome.

Am Wochenende teilte das Gesundheitsministerium mit, dass der für den Tod des Mädchens verantwortliche Erreger nicht zu dem Stamm namens Klade 2.3.4.4b gehört, der seit eineinhalb Jahren schwere Ausbrüche unter Vögeln vor allem in Europa und Nordamerika verursacht. Vielmehr wurde bei dem Mädchen der H5N1-Stamm Klade 2.3.2.1c gefunden. Er ist das verbreitetste Vogelgrippe-Virus im Land.

Kambodscha blickt auf eine lange Geschichte von Vogelgrippe-Ausbrüchen zurück, während derer sich auch Menschen infizierten. Zwischen 2003 und 2014 steckten sich nach WHO-Angaben 56 Menschen mit H5N1 an; 37 von ihnen starben. In den folgenden Jahren wurden keine menschlichen Ansteckungen mit dem Erreger mehr verzeichnet - bis der Fall des Mädchens bekannt wurde.

Das Kind aus der Provinz Prey Veng im Süden des Landes erkrankte Medienberichten zufolge am 16. Februar an Fieber, Husten und Halsschmerzen. Drei Tage später verschlechterte sich sein Zustand, so dass es in eine Kinderklinik in die Hauptstadt Phnom Penh gebracht wurde. Dort testeten die Ärzte das Mädchen auf die Vogelgrippe. Am 22. Februar zeigte der Test, dass das Kind sich mit einer hochpathogenen Variante H5N1 angesteckt hatte. Am selben Tag starb das Mädchen.

Bis zum Wochenende hatten die Behörden 30 Kontaktpersonen getestet. Lediglich der Vater erhielt ein positives Resultat.

Wie Vater und Tochter sich infiziert haben, ist derzeit nicht klar. Das Ministerium hatte darauf hingewiesen, dass in der Nähe des Hauses der Familie eine größere Zahl toter Wildtiere gefunden worden war.

Hochpathogene Varianten des Vogelgrippe-Erregers H5N1 verbreiten sich seit Herbst 2021 in nie dagewesenem Ausmaß unter Vögeln - vor allem in Europa und Nordamerika. Zunehmend wird das Virus auch bei Säugetieren entdeckt. Würde sich das Virus an Säugetiere anpassen, könnte ihm womöglich auch der Sprung auf den Menschen leichter gelingen. Bisher gibt es aber keine Hinweise, dass H5N1 die Fähigkeit erworben hat, Menschen leichter zu infizieren. In aller Regel ist für eine Ansteckung ein sehr enger Kontakt zu einem erkranktem Tier notwendig.

So infizierten sich auch während der jüngsten, massiven H5N1-Epidemie unter Vögeln bisher nur wenige Menschen. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit wurden seit Beginn der Welle im Herbst 2021 bis Ende Januar 2023 weltweit fünf Infektionen bei Menschen bekannt. Zwei ereigneten sich in Spanien, je eine trat in Großbritannien, den USA und Ecuador auf. Alle Betroffenen hatten sich durch engen Kontakt zu infiziertem Geflügel angesteckt. In Ecuador musste ein Mädchen stationär behandelt werden; alle anderen Infektionen verliefen asymptomatisch oder mild. In China kam es außerdem 2022 zu einem Todesfall, allerdings sei nicht eindeutig klar, ob tatsächlich die derzeit in Europa und Amerika dominierende H5N1-Variante die Ursache war.

James Wood, Leiter der Abteilung für Veterinärmedizin an der Universität Cambridge, sagte dem britischen Science Media Center, es sei bemerkenswert, wie niedrig die Zahl an menschlichen Infektionen sei. So tragisch der Todesfall des kambodschanischen Mädchens auch sei, er allein signalisiere nicht, dass sich die weltweite Situation plötzlich geändert habe. Dennoch müsste das Virus weiter sorgfältig beobachtet werden.

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