Wenn Sie nach der Landung am Urlaubsort nichts mehr verstehen, muss das nicht unbedingt daran liegen, dass der innovative Sprach-Crashkurs doch nicht so erfolgreich war wie angepriesen. Nicht einmal der Jetlag muss schuld sein. Es könnte auch sein, dass Ihre Ohren Ihnen den Flug übel nehmen. Das Fliegen beschert etwa 20 Prozent aller Erwachsenen und 40 Prozent aller Kinder Schwierigkeiten mit dem Hörorgan: ein Druckgefühl, Tinnitus, vorrübergehende Schwerhörigkeit, mitunter Schwindel und zum Teil heftigen Schmerz. In einer Befragung britischer Forscher gaben sogar 84 Prozent an, schon einmal Ohrprobleme im Flugzeug erlebt zu haben. Gleichzeitig hatten 30 Prozent keinerlei Ahnung von den Hintergründen der Pein.
Das Problem ist folgendes: Der Mensch - und dies ist jetzt ausnahmsweise einmal wörtlich gemeint - steht in seinem Alltag gehörig unter Druck. Permanent lasten zehn Tonnen auf jedem Quadratmeter Körperoberfläche. Dass wir nicht längst platt gepresst sind, verdanken wir dem Umstand, dass im Inneren des Körpers ein ebenso hoher Druck herrscht und dagegenhält.
Das Druck-Gleichgewicht wird bedroht, wenn der Flieger rasch seine Höhe ändert und in Regionen mit schwächerem oder stärkerem Luftdruck vorstößt. Der Körper muss dann schnellstmöglich für einen Druckausgleich sorgen, was im Ohr ein bisschen schwierig sein kann, weil ihm für diese Aufgabe lediglich eine dünne Röhre zur Verfügung steht. Sie trägt den klangvollen Namen Ohrtrompete, ist aber nicht mal einen Millimeter breit, produziert Schleim und neigt zur Verstopfung. Gelingt es ihr nicht, die Druckverhältnisse anzugleichen, lastet Druck von einer Seite schmerzhaft auf dem Trommelfell.
Bei der Landung gestaltet sich der Druckausgleich aus anatomischen Gründen schwieriger als beim Start. Je schneller der Flieger sinkt, umso schwerer wird es. Passagiere leiden daher häufiger auf Kurzstrecken mit ihren steileren Landeanflügen. Erkältungen, die die Ohrtrompete mit Schleim verschließen, verschärfen das Problem.