Erfurt/Jena (dpa/th) - Anders als die Landesärztekammer sieht Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) die erneute Diskussion um eine Masern-Impfpflicht für Kinder zwiespältig. Zwar scheine eine Impfpflicht auf den ersten Blick der Impfmüdigkeit etwas entgegenzusetzen, sagte sie am Montag auf Anfrage. „Aus der Forschung wissen wir aber, dass eine Impfpflicht sogar kontraproduktiv sein kann.“ Impfgegner suchten dann ganz gezielt Wege, um sie zu umgehen, Unschlüssige würden verunsichert. Dagegen unterstützt die Landesärztekammer den SPD-Vorstoß für eine verpflichtende Schutzimpfung von Kindern gegen Masern. „Das finden wir richtig gut“, sagte eine Sprecherin am Montag.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, hatte eine solche Impfpflicht vorgeschlagen. Er sei darüber mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Gespräch und „zuversichtlich, dass wir demnächst einen entsprechenden Vorschlag vorlegen können“, hatte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gesagt.
Aus Sicht der Thüringer Ärztevertretung ist als Minimalkompromiss zumindest eine Impfpflicht für Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen erforderlich, sollte sich eine umfassende Impfpflicht nicht durchsetzen lassen. Werner setzt hingegen auf Aufklärung und Information über Masern.
Masern sind hochgradig ansteckend und können noch Jahre später zu potenziell tödlichen Hirnentzündungen führen. In Thüringen gab es seit Jahresbeginn bislang zwei Masern-Fälle, wie aus Daten des Berliner Robert-Koch-Instituts hervorgeht. 2017 und 2018 wurden je eine Erkrankung gemeldet. In den Jahren zuvor waren etwa Erfurt und Jena von größeren Masern-Ausbrüchen in Schulen betroffen. In Deutschland sind in diesem Jahr bereits 184 Menschen erkrankt - vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.